Chronik/Niederösterreich

Falsche Stundenabrechnungen: Direktor aus NÖ vor Gericht

„Haben Sie sich eigentlich gefragt, warum Sie heute hier sitzen?“, will die Richterin vom Angeklagten wissen. „Sehr oft“, seufzt dieser. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Schuldirektor aus Niederösterreich „Versuchten Missbrauch der Amtsgewalt“ vor. Sein Verbrechen? Er habe Überstunden falsch abgerechnet und so rund 8.700 Euro zu viel kassiert.

Doch der seit über einem Jahr suspendierte Mann bekennt sich am Mittwoch nicht schuldig und präsentiert seine Version der Geschehnisse, die ein unschönes Licht auf die Vorgangsweise seiner Vorgesetzten wirft. Denn seine Antwort auf die Frage der Richterin lautet: „Das Ganze ist eine Konstruktion. Eine parteipolitische Angelegenheit.“ Er habe als interimistischer Leiter einer anderen Schule das Fehlverhalten zweier Kollegen gemeldet, die wegen einer angeblichen Sitzung der Personalvertretung nicht zum Dienst erschienen waren. Diese Sitzung habe jedoch nie stattgefunden. „Das war mein größter Fehler. Dadurch wurde ein parteipolitischer Streit losgetreten“, sagt er.

Nicht gehaltene Unterrichtsstunden

Seither sei das Verhältnis zu seiner Vorgesetzten – einer langjährigen Personalvertreterin – „sehr angespannt“. Diese habe ihn persönlich aufgesucht und mit Nachdruck gemeint: „Diese Sitzung hat stattgefunden.“ Im Übrigen habe sie ihm nahegelegt, von seiner Funktion als interimistischer Schulleiter zurückzutreten, berichtet der Mann. Als er zum Direktor einer anderen Schule ernannt wurde, seien dann plötzlich nicht geleistete Überstunden von seiner vorherigen Arbeitsstätte im Abrechnungssystem aufgetaucht. Er selbst habe diese aber nicht eintragen, wäre dazu auch gar nicht in der Lage gewesen, weil jeder Direktor nur Zugriff auf die Stundenabrechnungen seiner eigenen Schule habe.

Als Prämie eingestuft

Dürftig fällt allerdings seine Rechtfertigung dafür aus, die zusätzlich erhaltenen rund 4.000 Euro trotzdem behalten zu haben: „Ich habe sie als Prämie für besondere Leistungen eingestuft.“ Zurückgefordert worden sei die Zahlung jedoch bis heute nicht. Und der Mann fügt hinzu: „Es kommt öfters vor, dass Überstunden von Lehrern falsch ausbezahlt und dann wieder zurückgefordert werden. Auch bei mir war das schon zwei Mal der Fall.“

Geständig ist der Direktor hingegen, acht Stunden für einen Schülerskitag nicht korrekt als solche verbucht, sondern diese auf vier Tage aufgeteilt zu haben. „Um mir von meiner Vorgesetzten nicht wieder Vorwürfe anhören zu müssen, ich würde Skifahren statt administrative Arbeit zu erledigen“, sagt er. Teilgenommen habe er an diesem Schülerskitag aber sehr wohl, finanziell sei durch die unrichtige Abrechnung daher kein Schaden entstanden.

"Änderungen ohne Zustimmung"

Seitens der Vorgesetzten heißt es dazu hingegen, der Mann habe seine Grundabrechnung als Direktor eigenmächtig - ohne ihre Zustimmung - zu seinem Vorteil verändert und so wissentlich mehr kassiert als ihm zugestanden wäre. Von einem parteipolitischen Hintergrund sei keine Rede.

Die Aussagen weiterer Lehrerkollegen als Zeugen sollen nun am nächsten Verhandlungstag mehr Licht in die Affäre bringen. Der Prozess wurde vertagt.