Drogenhandel aus dem Gefängnis geleitet? Der Angeklagte schweigt
Von Stefan Jedlicka
Ist er „einer der größeren Chefs des Clans“, wie ein Mitangeklagter behauptet? Nein, sagt der Sohn eines ehemaligen Fußballers, der sich am Landesgericht Wiener Neustadt wegen Drogenhandels im großen Stil verantworten muss. Sonst sagt der 26-Jährige aber gar nichts. Er schweigt zu allen Vorwürfen, nur sein Verteidiger spricht von „haltlosen Anschuldigungen“ und Polizisten, die „ihrer Fantasie freien Lauf gelassen“ hätten.
Die Anklage gegen den achtfach Vorbestraften hat es in sich. Aus seiner Haft in der Justizanstalt Hirtenberg soll er über ein eingeschmuggeltes Handy den Drogenhandel organisiert haben. Insgesamt zehn Kilo Heroin, vier Kilo Kokain sowie ein Kilo Haschisch und 100 Gramm Crystal Meth seien über Mittelsmänner verkauft worden, legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last. Die Einnahmen: Mehr als 300.000 Euro.
Das bestreitet der 26-Jährige, er gibt nur den Verkauf von 250 Gramm Heroin zu.
Telefonische Anweisung
Belastet wird er durch einen Mitangeklagten: Der Serbe legte ein umfassendes Geständnis ab, nannte Summen und Mengen. Er sei vom angeblichen Drahtzieher telefonisch kontaktiert worden. „Er hat mir genau gesagt, wo ich die Drogen abholen und zu welchen Preisen ich sie verkaufen soll. Er wusste dann immer genau, wie viel Geld er dafür von mir bekommt.“ Die Einnahmen habe er an einen weiteren Angeklagten übergeben, einen Teil davon als Bezahlung behalten dürfen, zusammen mit Heroin für seine eigene Sucht.
Mit auf der Anklagebank sitzen außerdem die Ehefrau des 26-Jährigen, die aus Drogengeschäften stammendes Geld an Hintermänner weitergegeben haben soll, sowie seine Mutter, der die Staatsanwaltschaft Geldwäscherei vorwirft. Sie habe einen Teil des Gewinns aus den Drogengeschäften erhalten, was die Frau jedoch bestreitet. Sie bekennt sich im Prozess nicht schuldig.
Die Ehefrau gibt zwar zu, Geld erhalten zu haben, will jedoch nichts mit den Geschäften ihres Mannes zu tun gehabt haben.
Zweifel an Aussage
Rechtsanwalt Michael Dohr nimmt die belastende Aussage des serbischen Mitangeklagten aufs Korn. Diese sei unglaubwürdig, der 41-Jährige habe sich mehrfach in Widersprüche verwickelt. Tatsächlich stimmen die Angaben zu Mengen und Übergabeorten nicht immer exakt überein. „Ich habe damals fünf bis zehn Gramm Heroin täglich genommen. Es kann sein, dass ich mich nicht mehr an alles genau erinnern kann“, sagt dieser. Wie er überhaupt trotz seines massiven Drogenkonsums zu dieser Zeit Aussagen über Summen und Mengen machen könne, fragt die Richterin. „Das war mein Geschäft. Und es ist keine höhere Mathematik“, lautet die Antwort.
Der Prozess soll im März fortgesetzt werden.