Der gute Ton entsteht in Rohrau in Handarbeit
Von Stefan Jedlicka
Er ist Musiker mit Leib und Seele. Mittlerweile spielt Manfred Fehrer aus Rohrau im Bezirk Bruck an der Leitha aber nicht nur selbst, sondern hat seine Leidenschaft auch zum Beruf gemacht. Denn er stellt Blechblasinstrumente her. In Handarbeit. Jedes ein Unikat.
Seine exakte Berufsbezeichnung umfasst nicht weniger als 41 Buchstaben: Kunstblechblasinstrumentenerzeugermeister. Und Fehrer übt die alte Profession mit großer Freude aus. „Ich würde nichts anderes machen wollen“, sagt er bei einem Rundgang durch seine Werkstatt. Nur noch selten werde das Handwerk alleine ausgeübt: „Meistens werden Instrumente von größeren Firmen gebaut.“ Entsprechend hoch sei auch sein Arbeitspensum. „Manchmal waren es 14 Stunden am Tag. Da habe ich schon überlegt, ob ich mir einen Mitarbeiter dazu nehmen soll“, erinnert sich Fehrer. Inzwischen sei er froh, es nicht getan zu haben. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sei der Umsatz um mindestens 30 Prozent zurückgegangen.
Weniger Stress
Unglücklich über diese Entwicklung ist er aber nicht. „Ich könnte zu Messen und Volksfesten fahren, um Werbung zu machen, aber das will ich nicht mehr. Ich brauche eher mehr Ruhe als zusätzlichen Stress“, schmunzelt Fehrer. Früher sei das ganz anders gewesen: „Als ich mich 2009 selbstständig gemacht habe, habe ich noch in drei Bands gespielt, damit es sich finanziell ausgeht. Jeden Abend Probe, jedes Wochenende mehrere Auftritte.“
Seine Aufträge erhält Manfred Fehrer vor allem aus der näheren Umgebung. „Ich habe schon Instrumente in die Schweiz oder nach Holland geliefert, aber der Großteil kommt von Kunden aus der Region.“ Auch Reparaturen übernimmt der Rohrauer. Unter anderem von renommierten Orchestern wir den NÖ Tonkünstlern. „Aber den Lebensunterhalt bringt der kleine Musiker“, sagt er.
Individuell angepasst
Jedes Unikat wird genau auf den Kunden angepasst, der dazu mehrmals zum Probespielen in Fehrers Werkstatt kommt, ehe er das fertige Prunkstück mit nach Hause nehmen kann. Die Vielzahl an speziellen Werkzeugen dafür stellt er selbst her. „Ich bin ja auch gelernter Werkzeugmacher, das hilft natürlich“, meint er lachend. Verändert habe sich der Beruf in all den Jahren kaum. „Blei wird nur mehr selten verwendet, weil es gesundheitsschädlich ist“, weiß er, betont aber: „Ein bisschen setze ich es ein, weil es einfach schöner klingt.“
Schon mit 14 Jahren durfte Fehrer das Blasmusik-Leistungsabzeichen in Gold sein Eigen nennen. Die Musik sollte ihn sein ganzes Leben lang nicht mehr loslassen, führte ihn mit verschiedenen Bands bis nach Südafrika oder Las Vegas. „Wir haben alles gespielt. Von Oberkrainern bis Hitparade“, erzählt er. Aktuell ist Fehrer mit seiner Posaune in einer Bigband aktiv – und als Kapellmeister in Rohrau. Davor leitete der Vollblutmusiker schon andere Orchester. „Am liebsten war es mir aber immer, selber zu spielen“, sagt er. Nachwuchs für die Blasmusik zu begeistern, sei schwieriger geworden. „Aber es gibt immer noch viele Kapellen und wer einmal eine Marschmusikbewertung miterlebt hat, der weiß, welche Begeisterung da entsteht.“