Chronik/Burgenland

Umstrittene Entenjagd: Bürgermeister geht zu Umweltanwalt

An der Leitha und ihren Nebenflüssen bei Zurndorf und Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) wurden wieder – wie in den Vorjahren – Hunderte Enten ausgesetzt. „Sinn und Zweck ist lediglich das spätere Abballern der Tiere“, kritisiert Grünen-Landtagsabgeordneter Wolfgang Spitzmüller.

Der Fall hatte schon mehrmals für Aufsehen gesorgt. „Die Videos, die es vom Vorjahr von der Jagd gibt, offenbaren Tierquälerei pur“, sagt Spitzmüller. „Halbtote Enten, die auf Haufen geschmissen werden. Ein Gemetzel, wie man es sich im Jahr 2019 eigentlich nicht mehr vorstellen kann.“ Und er ist überzeugt: „Naturschutz, Tierschutz, Gewässerschutz, eigentlich spricht alles gegen diesen Irrsinn.“

"Ufer und Wasser belastet"

Spitzmüller hat sich die Situation bei Zurndorf, nach einer Information des „Vereins gegen Tierfabriken“, angesehen. „Zur Zeit werden die Enten noch mit Getreide gefüttert und so an ein bestimmtes Gebiet gebunden“, schildert er. „Man hört und riecht die Tiere schon bevor man sie sieht, der Vogelkot muss extrem sein, die Beeinträchtigung des Gewässers liegt auf der Hand. Sowohl der Uferbereich, als auch das Wasser sind massiv belastet.“

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Spitzmüller vermutet, dass die Tiere aus Zuchtanlagen stammen. „Sie sind an ein Leben in der Natur nicht angepasst“, sagt er. „Daher ist im Tierschutzgesetz klar geregelt, dass gegen das Gesetz verstößt, wer ein in Gefangenschaft gezüchtetes Wildtier aussetzt, das in freier Natur nicht überlebensfähig ist. Das gilt als Tierquälerei.“

Anzeige erstattet

Die Grünen haben auf die Situation schon wiederholt hingewiesen und heuer Anzeige wegen des Verdachtes auf Tierquälerei eingebracht. „Unserer Meinung nach müssten die Behörden hier längst tätig sein, im Sinne des Tier- Gewässer- und Naturschutzes“, fordert der Landtagsabgeordnete.

Dies sei auch bereits der Fall, betont Birgit Lentsch, Bezirkshauptfrau von Neusiedl am See, auf KURIER-Nachfrage. „Uns ist der Fall bekannt und es läuft ein Verfahren“, so Lentsch. Die zuständige Amtstierärztin habe die Situation vor Ort genau unter die Lupe genommen. „Es gibt eine tierschutzrechtliche Prüfung und die erforderlichen Maßnahmen wurden eingeleitet“, sagt Lentsch. Details unterliegen jedoch dem Datenschutz.

Jagd ist erlaubt

Landesjägermeister Roman Leitner kennt den konkreten Fall nicht, hat jedoch das von Spitzmüller genannte Video aus dem Vorjahr gesehen. „Wie die Treiber darin mit dem Wild umgehen, ist nicht in Ordnung“, stellt er klar. Es sei Pflicht des zuständigen Jagdleiters, hier einzuschreiten. Das Bejagen von ausgesetzten Tieren sei laut Jagdgesetz aber grundsätzlich zulässig, betont Leitner. Es muss nur der Bezirkshauptmannschaft gemeldet werden und es sind bestimmte Fristen einzuhalten. „Die Tiere müssen acht Wochen vor Beginn der gesetzlichen Schusszeit ausgewildert werden“, sagt Leitner. Da diese Schusszeit im Burgenland am 1. September beginnt, wurde die Frist also eingehalten. Und er widerspricht der Darstellung Spitzmüllers: „Die Tiere passen sich an das Leben in der Natur sehr wohl an.“

Scharfe Kritik vom Bürgermeister

Deutliche Worte findet Zurndorfs Bürgermeister Werner Friedl (SPÖ). „Das hat mit Jagd nichts zu tun, was hier passiert. Ich bin absolut dagegen“, stellt er klar.  Vor allem die Anzahl der ausgesetzten Tiere ist Friedl ein Dorn im Auge. „Denn durch das massive Füttern werden auch Wildenten angelockt – und Ratten, die uns den Damm ruinieren“, erzählt er. Und er kündigt an: „Ich werde mich an den Umweltanwalt wenden. Hier muss endlich jemand eingreifen.“

Jagdausschuss Zurndorf: "Nicht bei uns"

Auch Johannes Meixner, Obmann des Zurndorfer Jagdausschusses, distanziert sich: "In unseren drei Revieren wurden seit 18 Jahren keine Enten mehr ausgesetzt, das passiert in den Revieren von Nickelsdorf." Natürlich würden immer wieder ein paar Enten nach Zurndorf fliegen, aber "da geht´s auch um den Ruf unserer Pächter - und die machen sowas nicht."

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