So wurde das Burgenland vom Exportkaiser zum Nachzügler
Von Thomas Orovits
Auf den ersten Blick ist es ein alarmierender Befund: Während sieben der neun Bundesländer im ersten Halbjahr 2023 zum Teil kräftige Zuwachsraten bei Exporten verzeichnen konnten und Vorarlberg ein moderates Minus von 1,8 Prozent einfuhr, sackte allein das Burgenland ab. Der Exportrückgang betrug laut Statistik Austria hierzulande 11,5 Prozent oder 200 Millionen Euro auf 1,52 Milliarden Euro.
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Woran liegt das und wie schlimm ist die Lage?
Um diese Fragen zu beantworten, empfiehlt sich ein zweiter Blick auf die Statistiken der vergangenen Jahre. Denn im ersten Halbjahr 2022 stand das Burgenland in der Bundesländertabelle ganz oben und war mit einem Ausfuhrplus von 41,6 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro „Exportkaiser“, wie es Aniko Benkö, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Burgenland, formuliert. 2022 war „ein Ausreißer nach oben“, 2023 „eine Korrektur“ nach unten.
Grund für die Korrektur nach unten seien vor allem sinkende Energiepreise gewesen, lautet die Erklärung der Statistik Austria. Die hätten im Export und Import zwar alle Bundesländer betroffen, aber das Burgenland am stärksten.
In der Wirtschaftskammer Burgenland „vermutet“ man Nachwehen der Corona-Lieferengpässe als Grund. Die heimische Industrie mit einer Exportquote von rund 60 Prozent sei stark in der Autoteilezulieferung engagiert. Wegen der Lieferengpässe „konnte nur eingeschränkt produziert und damit exportiert werden“, heißt es von der Kammer.
Auch wenn die Zahlen nicht erfreulich sind, abgrundtief miserabel sind sie auch nicht. Tatsächlich liegt der Warenwert der Exporte trotz des Abfalls im ersten Halbjahr 2023 mit 1,52 Mrd. Euro immer noch deutlich über dem Wert der ersten Halbjahre 2021 (1,21 Mrd. Euro) und 2020 (1,13 Mrd.).
Was aber auch stimmt: Wie bei der Forschungsquote trägt das Burgenland auch beim bundesweiten Exportanteil (1,5 Prozent) die rote Laterne.
Die FPÖ sieht deshalb „die konzeptlose Politik der Doskozil-SPÖ“ verantwortlich für den Exportrückgang. „Ohne Innovation, ohne Mut zu neuen Technologien wird das Burgenland weiter an Boden verlieren“, wettert Landesparteisekretär Daniel Jägerbauer gegen „Dutzende Landesgesellschaften, die mehr Staub als Innovation aufwirbeln“.