Lutzmannsburg: 6.300 Jahre altes Skelett gefunden
„Es ist ein außergewöhnlicher Fund“, sagt Archäologin Dorothea Talaa über die Erkenntnisse ihrer Forschungsarbeit in Lutzmannsburg (Bezirk Oberpullendorf). Wie Ausgrabungen 2018 und 2020 ergeben haben, ist das Gemeindegebiet seit 7.000 Jahren durchgehend besiedelt. Die Untersuchung eines Skeletts, das bei den Grabungen entdeckt worden war, hat nun ergeben, dass es zwischen 4366 und 4316 vor Christus dort bestattet wurde.
„Damit gehört das Grab nicht nur zu den seltensten und ältesten Bestattungen des Burgenlandes und Ostösterreichs, sondern auch zu den ältesten Gräbern Mitteleuropas.“
2018 hatten die Archäologen Funde aus der Stein-, Bronze- und Latènezeit sowie der römischen Epoche und des Mittelalters gemacht. Im Vorjahr entdeckten sie Reste der Siedlung der Epilengyelkultur aus dem 5. Jahrtausend vor Christus.
Neben dem Zagabach wurden steinzeitlichen Lehmabbauareale freigelegt: Dort hatten die Bewohner einst den Rohstoff gewonnen, den sie für Hausbau und Töpferei dringend benötigten.
Am Rande des Abbaugeländes stießen die Archäologen im Vorjahr auf das Skelett des Mannes. Er war zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 17 und 22 Jahre alt, wie Anthropologin Silvia Renhart vom Universalmuseum Johanneum Graz laut BVZ erklärt.
„Der Mann hatte eine kräftige Muskulatur, was darauf hindeutet, dass er körperlich schwer gearbeitet hatte. Und es gibt Hinweise auf eine Mangelernährung“, sagt Renhart im KURIER-Gespräch.
Im amerikanischen Labor
Seine Leiche war etwa 24 bis 48 Stunden nach Eintritt des Todes stark verschnürt und danach in der kleinen Grube beigesetzt worden. Das Skelett wurde einer Radiokarbondatierung unterzogen, die vom amerikanischen Labor Beta Analytic durchgeführt wurde. Das Ergebnis zeigt nun, dass das Skelett etwa 6.300 Jahre alt ist.
Brandgräber
2018 wurden zudem zwei zur Siedlung gehörige Brandgräber gefunden. Die beiden Gräber seien ebenso einer Radiokarbondatierung unterzogen worden. Diese habe ergeben, dass eine Frau zwischen 3340 und 3206 v. Chr. und ein Mann zwischen 3247 und 3101 v. Chr. beigesetzt worden waren.
Damit konnte die archäologische Datierung der Gräber in die Badener Kultur (Kultur der Kupfersteinzeit im Mittel-Donauraum, Anm.) bestätigt werden, berichtet die Grabungsleiterin. Brandbestattungen der Kupferzeit seien nicht nur äußerst selten. „Die Bestattungsart zählte zu einer der aufwendigsten Begräbnisarten und war daher meist höher gestellten Personen vorbehalten.“
Mittelalterliche Siedlung
Auch zu der mittelalterlichen Siedlung „Spanfurt/Ombos“ in Lutzmannsburg gibt es neue Erkenntnisse. Wie berichtet, wurden in dem verschwundenen Dorf zahlreiche Ofenanlagen gefunden, die für die Eisenschmiede verwendet worden waren. Auch ein Erdstall wurde entdeckt.
Nun konnte der Fund eines zur Gänze erhaltenen Steigbügels Licht ins Dunkel bringen: Dieser gehört zur charakteristischen Reiterausrüstung der Petschenegen und Kumanen, die von den Magyaren im Grenzgebiet und damit auch in Lutzmannsburg angesiedelt waren.
Mit dem laufenden Forschungsprojekt, so Talaa, ließen sich die Geschehnisabläufe in der Steinzeit besser nachvollziehen. Die Ausgrabungen konnten einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Siedlungsgeschichte Ostösterreichs leisten.