Chronik/Burgenland

Burgenland: Die Wirtshauskultur geht verloren

Neuigkeiten aus dem Dorf, Kartenpartien und das eine oder andere Getränk: Die Dorfwirtshäuser als soziales Zentrum einer Gemeinde werden im ganzen Burgenland rar. Immer öfter muss geschlossen werden, oft weil es an Nachfolgern fehlt.

„In Ortschaften mit weniger als 1.000 Einwohnern ist es wahnsinnig schwierig, ein Wirtshaus die ganze Woche über rentabel zu führen“, meint Franz Perner, Spartengeschäftsführer Tourismus der Wirtschaftskammer Burgenland.

Das kommende Rauchverbot könnte eine nächste Schließungswelle bringen: „Es hören sicher wieder mehr auf“, sagt Perner. Die Statistiken der WK zeigen, die Wirtshäuser werden immer weniger. „Unter der Woche sind die Leute außerhalb arbeiten und am Wochenende gibt es Feste – es fehlt den Wirten an der Frequenz“, sagt Perner. Große Feiern würden auch nicht mehr in den Wirtshaussälen im Ort abgehalten. „Die Hochzeiten sind für viele Gastronomen komplett weggefallen.“


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Ronald Drobits führt seinen Landgasthof in vierter Generation in Oberwart: „Die Wirtshauskultur geht schon verloren.“ Vor allem die jüngeren Gäste bleiben aus. Das Rauchverbot sieht er aber nicht als Hauptproblem in seiner Gaststube.

Rückläufig

Rückläufig sei für ihn das Mittagsgeschäft. „Das Leben ist teurer geworden, viele wollen sich das Essen gehen nicht mehr leisten“, meint der Gastronom. Obwohl auch er schon bei den täglichen Menüs eng kalkulieren müsse, seien die Möbelhäuser eine große Konkurrenz: „Sie locken mit Schnitzel um wenige Euro. Da können wir nicht mithalten.“

„Auch die Behördenauflagen schrecken viele ab“, sagt Perner. Seien es neue Panikbeschläge bei den Türen um 800 Euro, „oder neue Sicherheitstüren um 5.000 Euro, es summiert sich und bringt nicht mehr Geld für den Wirten“.  

 

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In Gerersdorf bei Güssing haben vor etwa zwei Jahren Daniel Salentinig und Nadine Krautschneider das Wirtshaus wieder belebt. "Zum jungen Dorfwirt" heißt das Lokal  und sie haben es selbst renoviert. "Wir werden mit Ende Dezember schließen", sagt Salentinig im KURIER-Gespräch. Grund seien die hohen Auflagen der Behörde. "Wir haben in der Küche und im Schankraum keine Beanstandungen, müssen allerdings die Türen auf Sicherheitstüren tauschen und eine neue Heizanlage einbauen", sagt der Wirt. Die Investitionen seien zu groß, deshalb wolle er das Lokal  zusperren.

Neu renoviert

In Neustift bei Güssing hat die Gemeinde das Dorfwirtshaus gekauft und nach neuesten Standards renoviert. Knapp zwei Jahre lang hat ein Paar aus Wien das Lokal im Ort geführt. „Die Betreiber wollen sich neu orientieren und wir haben jetzt das Lokal wieder ausgeschrieben“, erklärt Bürgermeister Franz Kazinota.

Etwa eine halbe Million Euro hat die Gemeinde in das Dorfwirtshaus investiert. „Es ist eine Küche vorhanden, der Ausschankbereich ist neu. Interessierte können ohne großes Investment sofort durchstarten“, sagt Kazinota. Bis 6. November läuft die Bewerbungsfrist. „Wir haben bereits erste Gespräche geführt“, erklärt der Bürgermeister: „Wir sind zuversichtlich.“