Das sind die Pläne für die Verlängerung der Breitspurbahn nach Wien
Von Michael Pekovics
Seit die Pläne zur Verlängerung der Breitspurbahn – Stichwort „neue chinesische Seidenstraße“ – in den Westen publik wurden, ist im Nordburgenland und im benachbarten Niederösterreich Feuer am Dach – die Gegner befürchten eine Zunahme des Verkehrs und der Feinstaubbelastung. Denn der Grenzübertrittspunkt von der Slowakei nach Österreich wurde bei Kittsee festgelegt. Der weitere Trassenverlauf beziehungsweise der Standort des notwendigen Terminals inklusive Logistikzentrum stehen noch nicht fest.
Laut einer EU-Richtlinie muss bei großen Verkehrsprojekten eine strategische Prüfung der Umweltauswirkungen durchgeführt werden. Der dazugehörige Umweltbericht wurde unlängst vom Verkehrsministerium veröffentlicht. Bis 12. November kann jeder Bürger Stellungnahmen abgeben.
Wer sind die Betreiber?
2008 wurde die Breitspur Planungsgesellschaft gegründet. Dieses Joint Venture der vier Eisenbahnunternehmen der Staaten Österreich, Slowakische Republik, Ukraine und Russland plant eine Verlängerung des 1.520 mm-Spurnetzes vom Endpunkt im ostslowakischen Košice in den Raum Wien.
Was sind die Ziele?
Mit einem Hauptumschlagterminal östlich von Wien sollen Güter effizient und auf technologisch modernem Stand umgeladen werden, um eine neue Verknüpfung an der Schnittstelle von drei Kernnetzkorridoren zu schaffen. Ziel ist, die unzureichende Durchgängigkeit der Eisenbahnverbindungen aufgrund der unterschiedlichen Spurweiten zu verbessern.
Was ist geplant?
Die nur für den Güterverkehr vorgesehene Strecke soll eingleisig und für maximal 140 km/h ausgebaut werden. Das dazu gehörige Terminal braucht eine Fläche von 150 Hektar und soll eine Lagerkapazität von 6.120 Containern haben. Bis zu 5.400 Container könnten dort bis zum Jahr 2050 umgeschlagen werden – pro Tag. Erfahrungsgemäß braucht es zusätzlich dazu ein Logistikzentrum in gleicher Größe, also weitere 150 Hektar. In Summe könnten so mehr als 2.000 neue Jobs entstehen.
Wie geht es weiter?
Die eingebrachten Stellungnahmen werden berücksichtigt. Wenn das Verkehrsministerium entscheidet, dass das Projekt insgesamt positiv ist, wird dem Vorschlag der ÖBB, die Strecke Wien-Kittsee zur Hochleistungsstrecke zu erklären, gefolgt. Das ist allerdings noch keine Baugenehmigung, sondern erlaubt der ÖBB die Planungen fortzusetzen und nach einer konkreten Trasse zu suchen – inklusive aller dann folgenden Verfahren wie etwa einer Umweltverträglichkeitsprüfung.
Der Plan der Gegner?
Überparteiliche Bürgerinitiativen, aber auch Parteien arbeiten derzeit gemeinsam den Bericht durch, um unterstützt von Rechtsanwälten Stellungnahmen einzubringen. Das gilt als Vorbereitung für die Umweltverträglichkeitsprüfungen, die voraussichtlich Anfang 2020 starten werden.
Fünf mögliche Standorte für das Terminal östlich von Wien
Im in dieser Woche veröffentlichten Umweltbericht zur Verlängerung der Breitspurbahn in Richtung Westen wurden auch mögliche Standorte für das rund 150 Hektar große Breitspurbahn-Terminal untersucht. Die Errichtung dieses Umschlagplatzes ist laut ÖBB essenziell für die Verknüpfung der Schienennetze.
Mit dem Standort östlich von Wien soll die Anbindung an die Märkte der EU erfolgen. 63 Prozent der am Terminal umgeschlagenen Güter werden auf der Schiene transportiert. Laut Erfahrungen kann mit der Ansiedelung von weiteren Betrieben gerechnet werden, für das dafür notwendige Logistikzentrum würden weitere 150 Hektar benötigt – in Summe also 300 Hektar, das sind rund 430 Fußballfelder.
Standortalternative 1
Südwestlich gelegen, eingegrenzt von der Bahnstrecke Gramatneusiedl-Wampersdorf im Nordwesten, der Ostbahn und der B60. Ein Terminal würde einen „schweren Eingriff“ darstellen, die Kosten werden auf 2,1 Milliarden Euro geschätzt.
Standortalternative 2
Nahe zu Wien, nördlich beziehungsweise entlang der Ostbahn, eingegrenzt durch die B10 im Norden und die B60 im Osten. Der Raum liegt in der Nähe des Güterterminals Wien Süd, des Zentralverschiebebahnhofs, des Hafens und des Flughafens. Die Kostenschätzung liegt bei rund 2 Milliarden Euro.
Standortalternative 3
Westlich von Bruck an der Leitha gelegen, eingegrenzt im Westen von der B60 und im Norden von der B10. Die Landschaft würde „vergleichsweise wenig gestört“, Kostenpunkt rund 2,3 Milliarden Euro.
Standortalternative 4
Im Osten des Untersuchungsraums gelegen, ein Terminal an dieser Stelle würde einen „vergleichsweise starken Eingriff“ darstellen, weil es „in keinem Bezug zu den dortigen Nutzungen“ steht. Die teuerste Variante wird auf rund 2,4 Milliarden Euro geschätzt.
Standortalternative 5
Östlich und nahe am Grenzübertrittspunkt bei Kittsee gelegen, würde die Errichtung des Terminals einen „starken Eingriff“ darstellen, dennoch wären die negativen Auswirkungen durch die Strecke vergleichsweise „gering“ – Kostenpunkt 2,3 Milliarden Euro.
Die Empfehlung
Laut Umweltbericht ist Standort 2 die beste der untersuchten Alternativen. Zwar mit „negativen ökologischen“, aber auch mit den „stärksten positiven“ Wirkungen. Empfohlen wird auch die Alternative 5. Im Gegensatz zu den Alternativen 1, 3 und 4, wo die negativen gegenüber den positiven Wirkungen überwiegen.