Ablösung von Landtagspräsidentin Dunst verschoben
Von Thomas Orovits
Verena Dunst ist eine begnadete Vielrednerin. Aber wenn es ernst wird, kommt die SPÖ-Landtagspräsidentin rasch auf den Punkt: „Ich glaube, dass der Herr Landeshauptmann weiß, dass er mich braucht“, antwortete Dunst am Mittwoch auf die KURIER-Frage, ob sie zum Rücktritt bereit wäre, wenn Parteichef Hans Peter Doskozil sie darum bäte. Schließlich würde dieser sie wohl nicht ohne Grund „die Perle des Südens“ nennen, untermauerte die 64-jährige Moschendorferin ihren glänzenden Stand in der Partei. Doskozil habe mit ihr „noch nicht“ über ihre Ablöse gesprochen, so Dunst, und sie sei auch „nicht amtsmüde“.
Tatsächlich scheinen die auf höchster Ebene angestellten Überlegungen zur Umbildung der roten Führungsmannschaft, über die der KURIER im Herbst berichtet hat, mittlerweile eingemottet, wie mehrere hochrangige SPÖ-Funktionäre bestätigen.
Zur Erinnerung die damals aus dem Umfeld Doskozils ventilierten möglichen Personalien: Dunst sollte als Präsidentin gehen und LH-Vize Astrid Eisenkopf Platz machen, der wiederum Klubchef Robert Hergovich auf der Regierungsbank nachfolgen sollte.
Ob die teilweise Neuaufstellung nur zeitlich nach hinten verschoben oder in dieser Legislaturperiode ganz ad acta gelegt wird, traut sich freilich mit Hinweis auf die Unergründlichkeit von Doskozils Plänen niemand vorherzusagen. Selbst Dunst bleibt diesbezüglich vorsichtig und will nicht so weit gehen, dass ihr Verbleib bis zur nächsten Landtagswahl 2025 „in Stein gemeißelt“ wäre.
Keine Nachfolge
Zumindest bis Frühjahr 2023 dürfte Dunst aber die Nummer zwei in der politischen Hierarchie des Landes bleiben. Im Februar wird die frühere Poly-Direktorin, Nationalrätin, Landtagsabgeordnete und Landesrätin 65 – ein Abgang vor diesem Datum hätte pensionsrechtliche Nachteile zur Folge. „Warum sollte sie früher gehen?“, sind in dieser Frage sogar Dunst-Skeptiker in der Partei uneingeschränkt solidarisch mit der resoluten Präsidentin, die in den Bezirken Güssing und Jennersdorf immer noch auftritt, als wäre sie weiter Teil der Regierung – im Rang nur einen Halbschritt hinter dem Landeshauptmann, wenn überhaupt.
Dunst kann sich zwar auf ihre Fahnen heften, den traditionell schwarzen Bezirk Güssing 2005 „umgedreht“ zu haben, aber das dürfte Doskozil wenig beeindrucken. Geht er doch davon aus, ohnehin in allen sieben Bezirken der rote Stimmenfänger zu sein. Tatsächlich ungeklärt ist aber, wer nach Dunst den tiefen Landessüden in der hohen Landespolitik vertreten soll. Ob von ihr gewollt oder nicht, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger hat sie nicht aufgebaut. Perlen sind halt rar.