Warum an Tankstellen vom günstigen Rohölpreis wenig zu merken ist

Ein Zapfhahn steckt in einem Dieseltank.
Der Ölpreis war im Oktober der günstigste des Jahres. An den Zapfsäulen kam der Rückgang nicht an.

Zusammenfassung

  • Trotz niedriger Rohölpreise im Oktober blieben Benzin- und Dieselpreise an den Tankstellen nahezu unverändert.
  • Laut Mineralölindustrie beeinflussen neben Rohölpreis auch Produktnotierungen, Nachfrage und geopolitische Faktoren die Spritpreise.
  • ÖAMTC und ARBÖ empfehlen, am Wochenende und kurz vor 12 Uhr zu tanken, da die Preise dann meist günstiger sind.

Die Rohölpreise waren im Oktober mit rund 56 Euro je Barrel so günstig wie dieses Jahr noch nie, auf die Benzin- und Dieselpreise an den Tankstellen hatte das aber kaum Auswirkungen, kritisiert der ÖAMTC. Super blieb mit 1,503 Euro pro Liter auf September-Niveau. Diesel verbilligte sich marginal um 0,1 Cent auf 1,512. Für den ÖAMTC ist das nicht nachvollziehbar. Auch weil im Vergleich dazu im Mai bei leicht höheren Rohölpreisen Diesel um vier und Super um knapp 1,4 Cent günstiger war.

Auch beim ARBÖ ist man der Meinung, dass Konsumenten zu viel an der Tankstelle zahlen. Die aktuellen Preise im November von 1,512 Euro für einen Liter Eurosuper und 1,531 Euro für einen Liter Diesel seien trotz eines mit 55,6 Euro aktuell deutlich niedrigerem Roholpreis wesentlich teurer als vor einem Jahr. Treibstoffe seien eindeutig zu teuer, wird ARBÖ-Präsident Peter Rezar in einer Aussendung zitiert. Er forderte die Bundeswettbewerbsbehörde auf, sich sie Preisgestaltung der Ölmultis in Österreich genauer anzuschauen. 

Beim Fachverband der Mineralölindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich verweist man darauf, dass sich die Preise an den Zapfsäulen nur mehr sehr abgeschwächt mit den Ölpreisen mit entwickeln. Auch andere Faktoren würden eine Rolle spielen, sagt Fachverbandsgeschäftsführerin Hedwig Doloszeski

"Entkoppelt"

Zum einen sei im Oktober wegen der beginnenden Heizsaison die Nachfrage nach Heizöl gestiegen, das habe vor allem Auswirkungen auf Preis von Diesel gehabt. 

Zum anderen würden sich Händler nicht am Rohölpreis, sondern an den Produktnotierungen von Benzin und Diesel orientieren. Bei diesen habe es einen zum Rohölpreis vergleichbaren Rückgang nicht gegeben. Dazu komme, dass wegen Beimischverpflichtungen in der Kraftstoffverordnung zunehmend auch die Produktnotierungen von Ethanol, Biodiesel und hydriertem Pflanzöl eine Rolle spielen würden, sagt Doloszeski.

Geopolitische Rahmenbedingungen

Die Preise an den Tankstellen haben sich laut der Fachverbandsobfrau aber auch wegen geopolitischer Rahmenbedingungen, die von den Sanktionen gegen Russland bis zur US-Handelspolitik reichen und unter anderem den Transport verteuerten, zunehmend vom Rohölpreis entkoppelt. 

Wann tanken?

Der ÖAMTC rät Fahrerinnen und Fahrern, die an der Tankstelle sparen wollen, am Wochenende zu tanken. An Samstagen und Sonntagen seien die Durchschnittspreise meist unter 1,50 Euro gelegen, unter der Woche hingegen meist darüber, heißt es in der ÖAMTC-Aussendung. 

Weil Preise nur einmal am Tag, nämlich zu Mittag - erhöht werden dürfen, rät der Mobiltitätsclub dazu, kurz vor 12 Uhr zu tanken. Speziell am Montag sei dieser Effekt nach dem "günstigen" Wochenende noch deutlicher zu spüren, so der ÖAMTC.

Beim ARBÖ rät man generell zum Preisvergleich und auch dazu, Tankstellen an Autobahnen und Schnellstraßen zu meiden: “Denn diese sind immer am teuersten.”

Kommentare