Coronavirus: Über 50-Jährige kaum noch von Infektionen betroffen

Coronavirus: Über 50-Jährige kaum noch von Infektionen betroffen
Die Mindestabstandsregel wurde gestrichen, der Minister appelliert aber an den Hausverstand – vor allem an den der Jungen: Sie sind derzeit am stärksten von Infektionen betroffen.

Schlampige, unverständliche Verordnungen, zwei davon sogar gesetzeswidrig – diese Fehler seines Ressorts gibt Gesundheitsminister Rudolf Anschober unumwunden zu. Dafür hat er sich auch schon mehrmals entschuldigt.

Eines aber will sich der Grüne nicht nachsagen lassen: Dass er den Babyelefanten „gekillt“ hätte.

Wie berichtet, ist in der Nacht auf Freitag die Bestimmung, dass zwischen haushaltsfremden Personen ein Meter Mindestabstand einzuhalten sei, aus der Covid-19-Verordnung gestrichen worden.

Aber: „Der Babyelefant lebt!“, sagte Anschober am Freitag bei seiner Pressekonferenz – und brachte als „Beweis“ einen Pappaufsteller mit. Zumindest soll der Babyelefant in den Köpfen der Bevölkerung weiterleben. Was der Minister damit sagen will: „Man kann sich auch vernünftig verhalten, ohne dass der Staat es verordnet.“ Der Babyelefant ist also reanimiert worden.

Dass Madeleine Petrovic, Ex-Grünen-Chefin, jüngst als Fachexpertin für Tierschutz in Anschobers Ministerium (zu dem neben Gesundheit noch Soziales, Pflege, Konsumenten- und Tierschutz gehören) geholt wurde, sei hier nur nebenbei erwähnt.

Alterskurve flacht ab

So humorvoll Anschober das Thema auch angeht, der Hintergrund ist – und bleibt – ernst: Die Infektionszahlen steigen weiter, obwohl noch kein Grund zur Panik bestehen dürfte. Der Reproduktionsfaktor liegt laut Anschober stabil bei 1,07. Das ist die Kennziffer für das Wachstum – je höher, desto steiler ist die Kurve.

Apropos Kurve: Wie immer hatte der Gesundheitsminister ausgedruckte A4-Zettel mit Grafiken dabei, die er in die Kameras hielt. Auf eine war er ganz besonders stolz: Es geht dabei um die Altersverteilung der Infizierten.

Coronavirus: Über 50-Jährige kaum noch von Infektionen betroffen

In der Startphase der Corona-Krise in Österreich (bis 15. März) gab es demnach viele Betroffene jüngeren bis mittleren Alters mit eher leichten Symptomen.

In Phase 2 bis zum 11. April ging die Alterskurve dann steil bergauf. Am stärksten waren Menschen ab 50 Jahren betroffen. Danach holten die Jungen wieder als zweitgrößte Gruppe auf.

Jetzt – und das sei „überhaupt das Tollste“, so Anschober – gebe es kaum noch ältere Erkrankte (hauptsächlich junge).

Der Balken der 15- bis 24-Jährigen ist der mit Abstand höchste, gefolgt von jenem der 25- bis 34-Jährigen. In diesen Altersgruppen gibt es 24 bzw. 16 Fälle pro 100.000 Einwohner. Bei den Altersgruppen ab 55 sind es nur noch sieben und weniger.

„Toll“ ist das deshalb, weil Covid-19 bei den Jüngeren meist milder bzw. ganz symptomfrei verläuft. Bleibt der Trend so, dann dürften die Spitalskapazitäten gesichert sein und sich auch die Todesfälle in Grenzen halten.

Die neuen Zahlen, so Anschober, sollten den Jungen aber „zu denken geben“. Er appellierte an ihr Verantwortungsbewusstsein. Wer symptomfrei ist, könnte rasch

zum „Superspreader“ werden und andere anstecken. Die Cluster-Tests haben ergeben, dass 26 Prozent aller Getesteten keine Symptome spüren.

Hände waschen!

Zwei Experten an Anschobers Seite gaben eine Auffrischung der „Verhaltenstipps“ gegen die Virusverbreitung: 1. Maske tragen, 2. Hände waschen. Beim Mund-Nasen-Schutz sei entscheidend, ihn tatsächlich über Mund und Nase und nicht unterm Kinn zu tragen, sagte Infektiologe Florian Thalhammer, der angesichts des laschen Umgangs mancher „einen Rappel“ kriegt.

Hygienikerin Miranda Suchomel fand es „fast peinlich“, dass es erst eine Pandemie brauche, damit manche Erwachsene lernen, sich regelmäßig die Hände zu waschen.

Der Babyelefant soll übrigens auch am Papier reanimiert werden. Anschober hat angekündigt, dass das Paket an Covid-19-Verordnungen überarbeitet wird. Im September soll es soweit sein.

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