Vom Salone del Mobile: Mailand, Stadt der Designträume
Die ersten Schritte sind hektisch und auf dem Weg zu meinem Interviewtermin schütte ich mir gekonnt Cappucchino über die schwarze Hose. Die Laune bleibt. Die Sonne auch. Es stehen aufregende Tage bevor: es ist der 57. Salone des Mobile in Mailand, aber mein erster. Die wichtigste internationale Möbelmesse der Welt lässt die Stadt Kopf stehen. Ein wunderbares Treiben.Mein erster Stopp ist aber nicht am Messegelände in Rho Fieramilano, sondern mitten in der Stadt am Castello Sforzesco. Denn abseits der Messestände findet der sogenannte Fuorisalone statt. Designer und Hersteller präsentieren ihre neuesten Stücke an ausgewählten Plätzen und nehmen dafür die gesamte Stadt ein – die prächtigen italienischen Palazzos genauso wie die Museen Mailands oder die öffentlichen Verkehrsmittel.
Genau diesen Rahmen, eine Straßenbahn aus dem Jahr 1928 nämlich, hat die Mailänder Designerin Cristina Celestino gewählt, um ihre neuesten Kreationen zu präsentieren. „Ich wollte ein Erlebnis designen und nicht ein spezielles Möbelstück“, erklärt sie, während wir mit der „Tram Corallo“ (im Bild links) durch die Stadt fahren.
Inspiriert von italienischen Kinos, hat Celestino das Innenleben der Tram gestaltet. Der Eintrittsbereich ist dunkel. Die Fenster mit exquisiten Vorhängen verdeckt. Die Stoffe auf den Sitzbänken sind edel und weich und der Teppich am Boden federt sanft zurück. Der Mix aus roten, orangen, rosa , grünen und grauen Farben wirkt harmonisch und elegant. Ein leichter Vorhang aus dünnen Stoffkordeln trennt den hinteren Bereich der Tram ab. Dort spielt der Film.
Er zeigt die Straßen Mailands, genauer gesagt das Designviertel Brera. Die Fenster sind geöffnet und quadratische, weiche Hocker schaffen Kino-Atmosphäre. Wir bleiben dreimal stehen. Weil es so schön ist, drehe ich eine extra Runde mit der Designertram.
Zurück am Vorplatz des Schlosses finden finale Arbeiten statt. Am nächsten Morgen wird die Messe eröffnet und dann muss auch hier alles picco bello sein. Auf dem asphaltierten Boden wird ein Garten angelegt. Darüber schweben riesige Luftkissen. So ist die Installation von weitem zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt bin ich erst zwei Stunden in der Stadt und schon jetzt jagt eine Erfahrung die nächste. Celestina und die anderen Designer schaffen es tatsächlich, an allen Ecken in Mailand ein Erlebnis zu designen. Das zeigt sich auch im Pallazo Bocconi, wo Louis Vuitton seine neueste Kollektion präsentiert. Hinter den dicken Hausmauern ragt ein Meer aus roten, orangen und rosafarbenen Lederblumen von der Decke. Darunter reihen sich Spiegel in Blütenform, Mistkübel getarnt als Palmen und Hängesessel im Eier-Design aneinander. Die Besucher tauchen ein in eine verträumte Welt und beim Verlassen des Palazzos dauert es einige Sekunden, um daraus zu erwachen.
Viel Zeit bleibt aber nicht, denn das nächste Hochgefühl wartet bereits. Dieses mal am Messegelände. Hier liegt Motivation in der Luft, positive Aufregung und Begeisterung. Das ist besonders im Eingangsbereich der Messe zu spüren. Tausende Menschen wollen hinein und endlich die neuesten Ideen der Designer und auch die Messestände sehen. „Innenarchitekten lassen ganze Welten entstehen“, das hat meine Kollegin Claudia Elmer bereits im Vorfeld erzählt und sie hatte recht. Magis lädt die Besucher auf einen italienische Piazza inklusive Mini-Obelisken ein. Einige Schritte weiter zeigt Vitra zuerst einen Frühlingstraum in Pastellfarben und gegenüber einen knallorangen Farbschock. An einem anderen Stand schweben riesige Teppichrollen über den Köpfen der Besucher.
Das absolute Highlight waren aber die ständigen Überraschungen. Hinter jeder Tür wartete ein neues Design, eine neue Farbe, eine neue Funktion. Langweilig wird es in Mailand nie.
Einige der schönen Stücke habe ich im Bild mitgebracht. Viel Spaß bei Ihrem nachträglichen Mailand-Rundgang.
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