Vom Gesindehaus zum Festsaal

Vom Gesindehaus zum Festsaal
"AllesWirdGut" Architekten restaurierten den 250 Jahre alten Meierhof bei Eisenstadt und verwandelten den lang gezogenen Baukörper zu einem flexibel nutzbaren, unprätentiösen Kulinarik- und Veranstaltungszentrum für das benachbarte Weingut Esterházy.

Die Steppenlandschaft des Seewinkels, Störche und Weingärten: Das Burgenland, eine der trockensten und wärmsten Regionen Österreichs, eignet sich dank seiner klimatischen Besonderheiten hervorragend für den Weinbau. Und das sieht man: Hänge und Terrassen, Dörfer mit alten Streckhöfen, Buschenschanken und nicht zuletzt zeitgenössische Kellerarchitektur prägen das Bundesland. Für letztere liefert das Weingut Esterházy, ein 2006 errichtetes Stück zeitgenössische Baukultur unweit von Eisenstadt, ein gutes Beispiel. Optimierte Produktionsabläufe und modernste Technik machen den Betrieb zum Prototyp für moderne Weingüter. Eine gewagte Fassade aus dunkelgrauem Falzblech, Glas und sandfarbenen Faserzementplatten verleiht dem Gebäude zusätzlich architektonisch Ausdruck.

Vom Gesindehaus zum Festsaal
Dahinter liegt der historische Meierhof – ein für das Burgenland typisches Langhaus, das seit Jahren zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und Verfall dahinschlummerte. 2012 schrieb die Stiftung Esterházy einen Wettbewerb zum Umbau des ehemaligen Gesindehauses aus, den das BüroAllesWirdGut(AWG) für sich entscheiden konnte. Gemeinsam mit Mobimenti, die sich für das Interiordesign verantwortlich zeichnen, gestalteten sie das ehemalige Wohnhaus zum Festsaal für das benachbarte Weingut um. "Die Wiederbelebung einer im Kern qualitätsvollen Fast-Ruine ist geglückt. Dank des spannungsvollen Zusammenspiels aus Bestandsmaterialien und neuen Einbauten ist ein anregender Raum für Veranstaltungen aller Art entstanden", so die Architekten.

Am Äußeren waren einige Renovierungsarbeiten nötig: So wurde etwa die Fassade frisch verputzt, das Dach gedeckt und nicht mehr benötigte Öffnungen rückgebaut. Neu definierte Eingänge führen nun in das Innere des knapp 54 Meter langen Gebäudes. Um möglichst viel Altsubstanz zu erhalten, blieb das traditionelle Mauerwerk aus hellem Sandstein bestehen. Es ist im Inneren an den Seitenwänden sichtbar und sowohl optisch als auch haptisch ein Erlebnis.

Vom Gesindehaus zum Festsaal
Der in Kleinwohnungen unterteilte Innenraum wurde komplett entkernt. Alte Zimmerwände wichen, das Bestandsmauerwerk und der Dachraum kamen zum Vorschein. Holzkörper definieren nun den offenen Raum und schaffen Platz für Bereiche wie Garderobe, Küche und WC.

Wegen der ungewöhnlich kurzen Planungs- und Bauzeit von nur fünf Monaten musste die Innenraumgestaltung parallel dazu verlaufen. Zwei Farbpaletten treffen dabei aufeinander: Das Bestandsmaterial liefert natürliche Braun-, Rot-, und Gelbtöne – wie etwa die Wände aus Sandstein, rote Ziegelausmauerungen, hölzerne Dachbalken und der Parkettboden im Saal. Die neuen, raumbildenden Elemente sind hingegen in Weiß und Grau gehalten. Stahleinbauten, die weiß lasierte Holzriemchen-Akustikdecke, der transparent versiegelte Estrich im Eingangsbereich und die anthrazit gebeizten Holzverschalungen der Einbaumöbel zählen etwa dazu.

Vom Gesindehaus zum Festsaal
Ziel der Raumaufteilung war es, "eine möglichst große Sitzplatzanzahl im Saal mit dazu passenden Nebenfunktionen zu schaffen", sagen die Planer. Dementsprechend entwickelten ein flexibles Konzept, das unterschiedlichen Anlässen gerecht wird. Bis zu 200 Personen können im Meierhof gemeinsam feiern. Doch auch kleine Gruppen werden sich in dem schlauchartigen Saal wohlfühlen: Vorhänge in unterschiedlichen Graustufen zonieren den über 400 Quadratmeter großen Raum, schützen die Privatsphäre und schaffen eine angenehme Akustik. So ist auch Anlässen im intimen Rahmen ein behagliches Ambiente garantiert.

Weingut Esterhazy, Trausdorf 1,7061 Trausdorf an der Wulka
Tel. 02682/633 48

www.esterhazy.at
www.alleswirdgut.cc

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