Ringturm: Zündstoff an der Fassade
Auf der Rückseite brennt eine Stadt lichterloh, auf der Vorderseite nimmt ein blondes Mädchen mit einem Maschinengewehr den Donaukanal ins Visier: „I saw this“ ist eine eigens für den Wiener Ringturm zusammengestellte, zweiteilige Komposition des Austro-Künstlers Gottfried Helnwein. Obwohl erst Teile des Kunstwerks an der Fassade der Konzernzentrale prangen, sorgt es schon jetzt für Diskussionen unter den Wienern.
Dass die Meinungen über provokantes Werk auseinander gehen, überrascht nicht. Die Initiatoren haben sich bewusst dafür entschieden: „Jeden Tag sind Krieg, Gewalt und Terror in vielen Teilen der Welt grausame Realität. Darauf machen wir mit Helnweins Darstellung aufmerksam“, sagt Günther Geyer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtische Versicherungsverein.
Während sich manch Donaukanalbesucher vom finsteren Blick des Mädchens irritiert fühlt, versteht der Künstler sein Werk als Anklage gegen Krieg und Terror. Negativnachrichten von Anschlägen und Kriegen, mit denen wir konfrontiert werden, würden Hilflosigkeit, Ratlosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins bewirken, glaubt Helnwein: „Wenn Kunst sich mit dem Schrecklichen beschäftigt, hat das genau die entgegengesetzte Wirkung. Durch die Kunst verliert der Tod seine Macht. Die Unentrinnbarkeit des Schreckens wird durch die Ästhetik transzendiert und relativiert.“
Die Montage der insgesamt 30 bedruckten Netzbahnen ist jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung: Je nach Wetterlage dauert es rund vier bis sechs Wochen, bis die Vinyl-Bahnen mit rund drei Metern Breite und bis zu 63 Metern Länge vollständig angebracht sind. Ab Mitte Juni soll das zwiespältige, insgesamt 4000 Quadratmeter große Kunstwerk in voller Pracht zu sehen sein.
Kommentare