Plädoyer für die Gemütlichkeit

Plädoyer für die Gemütlichkeit
Sehr angenehm, sehr lebendig, sehr bunt: So wohnt man mit Josef Frank. Seine Möbel und Zeichnungen, Pläne und Textilien sind derzeit im Muesum zu sehen: In Wien würdigen gleich zwei Ausstellungen das vielfältige Lebenswerk des Ausnahmetalents.

Sein erstes Muster hieß "Florenz", sein letztes " Himalaya": Insgesamt 160 verschiedene Motive umfasst das Lebenswerk des bedeutenden Österreicher Josef Frank. Geboren in Baden bei Wien, emigrierte der Designer und Architekt 1933 nach Schweden. Estrid Eriksson engagierte ihn dort für ihr Einrichtungshaus Svenskt Tenn. Diesem blieb er bis zu seinem Tod 1967 treu und entwarf fortan ausschließlich für ihr Unternehmen. Bis heute sind seine Stücke exklusiv in der Boutique im Strandvägen 5 in Stockholm erhältlich.

Plädoyer für die Gemütlichkeit
Franks farbenfrohe Entwürfe sind derzeit auch in Österreich zu sehen – und das gleich an mehrere Standorten. Noch bis 17. März präsentiert "Die Welt der Muster von Josef Frank" im Salon BeLLeArTi ausgesuchte Textilmuster in verschiedenen Settings. Zu sehen sind 13 Stoffe, die aus dem Sortiment der etwa 45 zurzeit erhältlichen Muster stammen. Rund 160 weitere Designs ruhen für die Zukunft im Archiv der Firma.

Präsentiert werden die Textilien in verschiedenen Ausstattungen: als Bezüge von Möbeln, als Vorhänge, als Teil gedeckter Tische, usw. Eine Karte an der Wand beleuchtet die Quellen der Musterstoffe, die Frank inspirierten. Wie diese in Szene gesetzt werden, demonstiert eine eingerichtete Zweizimmerwohnung im zweiten Stock. Neben Frank-Entwürfen sind hier auch Produkte zeitgenössischer Designer aus dem Svenskt Tenn- Sortiment zu sehen.

Plädoyer für die Gemütlichkeit
Für das Wiener MAK kuratierte Sebastian Hackenschmid gemeinsam mit Hermann Czech die Ausstellung "Against: Design". Die Schau spannt einen Bogen von Franks architektonischen Werken über seine Interieurs bis zu seinen theoretischen Positionen.

Als Architekt engagierte sich Frank schon früh für den sozialen Wohnbau und die Errichtung von Arbeitersiedlungen. Seine Ideen konnte er in Wien mehrfach verwirklichen: 1929/30 errichtete er etwa das Haus Beer in der Wenzgasse 12 im 13. Bezirk. 1932 entstand unter seiner Leitung die berühmte Wiener Werkbundsiedlung, ein gebauter Beitrag zur Debatte über das befreite Wohnen der Moderne. Die Ausstellung stellt Franks kritische Haltung zu den Möglichkeiten von Architektur und Bauen vergleichbaren Ansätzen anderer Baukünstler gegenüber. Zugleich bringt sie Franks pragmatisches Designverständnis – eine einfache und "normale", aber keine normative Architektur und Gestaltung – auf den Punkt. Einrichtung sollte weniger formalen Ansprüchen genügen, sondern in den Dienst der Bequemlichkeit gestellt werden. Frank verstand Wohnen als etwas Lebendiges und Gemütliches – seine Entwürfe haben davon bis heute nichts verloren.

„Die Welt der Muster von Josef Frank im Salon BeLLeArTi. 13 Stoffe werden in unterschiedlichen Wohnwelten präsentiert. Im zweiten Stock kann eine eingerichtete Zweizimmerwohnung besichtigt werden. Noch bis 17. März 2016, Radetzkystraße 5, 1030 Wien. Öffnungszeiten: Mo. – Do. 8.30 bis 17 Uhr, Fr. 8.30 bis 13 Uhr.
www.svenskttennwien.com

Josef Frank: Against Design“ ist nach der 1981 gezeigten Ausstellung „Josef Frank. 1885–1967“ die zweite große Auseinandersetzung mit Josef Franks bedeutendem Werk im Museum für angewandte Kunst (MAK). Bis 12. Juni 2016, Stubenring 5, 1010 Wien. Öffnungszeiten: Di. 10 bis 22 Uhr, Mi. – So. 10 bis 18 Uhr. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Festival „Alles Frank! 2 Tage rund um die Villa Beer“ vom Architekturzentrum Wien statt (von 2.–3. April 2016 in der Villa Beer).
www.mak.at
www.azw.at

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