"Holz soll in die Stadt"

"Holz soll in die Stadt"
Gerhard Schickhofer vom Institut für Holzbau- und technologie der TU Graz zum Thema Bauen mit Holz.

Welche Vorteile hat man beim Wohnbau, wenn man mit Holz arbeitet?
Gerhard Schickhofer
: Es ist eine nachwachsende Ressource mit wärmedämmenden Eigenschaften und einer hohen Tragfähigkeit. Zum anderen ist es ein Baustoff mit wenig Eigengewicht. In Erdbebenregionen sollte dieser Vorteil genutzt werden.

Welche Sorten werden verwendet?
Meist sind es heimische Hölzer wie Fichte, Lärche und Kiefer. Zunehmend kommen auch Laubholzarten wie Buche und Esche zum Einsatz. Im Vergleich zu Nadelholz besitzen sie eine noch höhere Tragfähigkeit. Die industrielle Nutzung muss dafür aber erst aufgebaut werden.

Gibt es neben dem Einsatz neuer Holzarten auch technische Neuerungen?
Holz wird heute als großformatige Fläche verarbeitet und eingesetzt. Es handelt sich um vorgefertigtes Brettsperrholz aus Fichte, das in Wandhöhe und -länge verfügbar ist. So kann mit weniger Aufwand schneller gebaut werden. Auch im Gewerbebau, etwa bei Schulen oder Kindergärten, hat diese Innovation Einzug gehalten. Das bringt die Holzbauweise wieder zurück in die Stadt.

Kann Holz den Stahlbeton- oder Ziegelbau verdrängen?
Das denke ich nicht, aber die neue sogenannte Holz-Massivbauweise in Brettsperrholz bildet eine Konkurrenz zu etablierten Bauweisen. Holz kann eine Stahlbetondecke ersetzen, mit dem Vorteil, dass es nur ein Fünftel der Masse ausmacht und sehr tragfähig ist. Zurzeit ist fast niemandem wirklich bewusst, dass Holzbauweisen in puncto Leistungsfähigkeit mit Stahlbeton- oder Ziegelbauweisen vergleichbar sind.

Stichwort Nachhaltigkeit: Inwiefern trägt Holz zur Klimabilanz bei?
Ich halte die -Bilanz eines Bauwerks von Bedeutung. In England wurde diese Thematik aufgegriffen und neue Spielregeln für das Bauwesen definiert. Bei der Planung eines Gebäudes muss eine -Bilanz vorgelegt werden, die nachweist, wie viele Emissionen das Haus abgibt beziehungsweise bei der Produktion der Baustoffe entstehen. Das Resultat: Der Einsatz von Holz im Wohn- und Gewerbebau boomt.

Ein Blick in die Zukunft: Wohin kann oder soll sich der Holzbau entwickeln?
Ich wünsche mir, dass er vermehrt in der Stadt eingesetzt wird. Etwa bei Schulen und Gemeindezentren, bei Dachaus- und einbauten oder im Geschoßwohnbau. Es wäre wünschenswert, wenn der Holzbau - wie beim Wiederaufbau von L'Aquila - vermehrt in Erdbebenregionen zum Einsatz kommen.

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