"Die Vorstellung von Handwerk ändert sich."

AchimMenges ist Architekt und Direktor des Institut für Computerbasiertes Entwerfen (ICD) in Stuttgart.
Achim Menges hat den "Forschungspavillon 2011“ entwickelt. Das erste Gebäude wird nun in Deutschland errichtet.

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Sie erforschen computergesteuerten Holzbau. Welches Potenzial steckt in dieser Technik?

"Die Vorstellung von Handwerk ändert sich."

Wenn sich das älteste Baumaterial und neueste computerbasierte Entwurfs-, Simulations- und Fertigungsverfahren treffen, entsteht eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. Eine der spannendsten ist, dass wir Bauweisen entwickeln können, die ein hohes Maß an Leistungsfähigkeit und Materialeffizienz sowie neue räumliche Qualitäten und architektonische Ausdruckskraft aufweisen.

"Die Vorstellung von Handwerk ändert sich."

Was sind Vorteile der digitalen Methoden?

In unseren Augen erlaubt der computerbasierte Holzbau ein Mehr an Formen und ein Weniger an Material. Holz ist aufgrund seiner Materialeigenschaften generell sehr gut für Leichtbau geeignet, denn bei gleicher Tragfähigkeit ist es wesentlich leichter als Stahl. Mit digitalen Fertigungsmethoden kann man den Materialeinsatz noch weiter verringern, da man jedes Bauteil auf seine spezifischen Anforderungen hin auslegen kann. Das ermöglicht interessante Holzleichtbauweisen, die nicht nur für den Neubau interessant sind, sondern gerade auch für das Bauen im Bestand.

"Die Vorstellung von Handwerk ändert sich."

Welche Einschränkungen muss man akzeptieren?

Derzeit ist die Programmierung der Maschinen noch ein Nadelöhr. Speziell wenn man wie wir mit Robotern arbeitet, stehen schon bald keine handelsüblichen Softwarepakete mehr für die Steuerung zur Verfügung. Die Hardware des Roboters kann dabei viel mehr, als die Softwareeinschränkungen dem Holzbauer ermöglichen. Wir erforschen, wie man die Steuerung der Maschinen als Teil der Planung auffassen sollte und wie dies auch einen Einfluss auf die Entwurfs- und Konstruktionsmethoden hat.

"Die Vorstellung von Handwerk ändert sich."

Was sagen Sie Kritikern, die behaupten, computergesteuerte Fertigung macht das Handwerk überflüssig?

Das ist in meinen Augen eine wirklich naive Sichtweise, die digitale Prozesse auf reine Automation reduziert. In Wirklichkeit erlernen wir durch die Digitalisierung eine Neuinterpretation handwerklicher Prozesse. Es ist kein Zufall, dass gerade die besonders guten Handwerksbetriebe diese Technologien am schnellsten aufnehmen und zu erstaunlichen Ergebnissen kommen. Dabei ändert sich natürlich auch unsere Vorstellung von Handwerk.

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