Botanik auf Papier

Sie sind über 200 Jahre alt und sehen beneidenswert frisch aus: Die Pflanzenbilder des Malers Pierre-Joseph Redouté. Inmitten der Wirren der französischen Revolution illustrierte der 1840 verstorbene Aquarellist die Blütenpracht Pariser Gärten. Er brachte Lilien und Glockenblumen, Veilchen, Rosen und Hortensien zu Papier – und ließ sie mit wissenschaftlichen Namen, Beschreibungen, Ortsangaben und Kommentaren ergänzen.

So berühmt wie Redouté wurden jedoch nur wenige seiner Kollegen. Bis heute genießt der Flame über Fachkreise hinaus großes Ansehen. Das hat mehrere Gründe: Erstens hinterließ er mit über 2000 gemalten Pflanzendarstellungen ein beachtliches Werk. Zweitens bildete er Flora und Fauna zwar nicht besonders detailgetreu, aber so reizvoll ab, dass ihm der Namen "Raffael der Blumen" zuteil wurde. Und drittens spezialisierte er sich – im Gegensatz zu seinen Kollegen, die oft nach getrockneten Exemplaren arbeiten mussten – auf die Abbildung lebender Pflanzen. Dies verlieh seinen Bildern jene Frische, die selbst Aristokraten zum Schwärmen brachte: Redouté wurde nicht nur von Königin Marie Antoinette, sondern später auch von Kaiserin Joséphine gefördert und für Privataufträge engagiert.

Eine Vorstellung von seinem Können liefert ein großformatiger Nachdruck des Taschen Verlag: Auf hochwertigem Spezialpapier zeigt er 144 Illustrationen, die ursprünglich als Kompilation unter dem Titel Choix des plus belles fleurs et de quelques branches des plus beaux fruits (Auswahl der schönsten Blüten und Obstzweige) um 1830 erschienen ist. Der Bildband ist nicht nur schön anzusehen. Er dokumentiert auch einige der filigransten Pflanzen der Welt und beschwört die vergangene Schönheit Pariser Gewächshäuser und Gärten herauf.
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Redouté. Selection of the Most Beautiful Flowers“ von Werner Dressendörfer und
H. Walter Lack.
Mehrsprachige Ausgabe (Deutsch, Englisch, Französisch) in Leinen gebunden.
Taschen Verlag, € 99,99

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