Botanik auf Papier

Botanik auf Papier
Pierre-Joseph Redouté begeisterte nicht nur Königin Marie-Antoinette. Seine Linienführung bereitete auch Joséphine Bonaparte Freude. Ein Nachdruck des Taschen Verlag zeigt 144 seiner Bilder von Blumen, Ästen und Früchten.

Sie sind über 200 Jahre alt und sehen beneidenswert frisch aus: Die Pflanzenbilder des Malers Pierre-Joseph Redouté. Inmitten der Wirren der französischen Revolution illustrierte der 1840 verstorbene Aquarellist die Blütenpracht Pariser Gärten. Er brachte Lilien und Glockenblumen, Veilchen, Rosen und Hortensien zu Papier – und ließ sie mit wissenschaftlichen Namen, Beschreibungen, Ortsangaben und Kommentaren ergänzen.

Botanik auf Papier
Ursprünglich waren seine Aquarelle für die Collection de Vélins bestimmt, eine einzigartige Sammlung naturgetreuer Darstellungen von Pflanzen und Tieren, die auf das Jahr 1630 zurückgeht. Zahlreiche Illustratoren waren an der Entstehung des Werks beteiligt und im Jahr 1806 – zwei Jahre nach der Kaiserkrönung von Napoleon Bonaparte und seiner Gattin Joséphine – umfasste das Werk bereits 5321 Blätter.

So berühmt wie Redouté wurden jedoch nur wenige seiner Kollegen. Bis heute genießt der Flame über Fachkreise hinaus großes Ansehen. Das hat mehrere Gründe: Erstens hinterließ er mit über 2000 gemalten Pflanzendarstellungen ein beachtliches Werk. Zweitens bildete er Flora und Fauna zwar nicht besonders detailgetreu, aber so reizvoll ab, dass ihm der Namen "Raffael der Blumen" zuteil wurde. Und drittens spezialisierte er sich – im Gegensatz zu seinen Kollegen, die oft nach getrockneten Exemplaren arbeiten mussten – auf die Abbildung lebender Pflanzen. Dies verlieh seinen Bildern jene Frische, die selbst Aristokraten zum Schwärmen brachte: Redouté wurde nicht nur von Königin Marie Antoinette, sondern später auch von Kaiserin Joséphine gefördert und für Privataufträge engagiert.

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Ein Teil seiner Aquarelle wurde in Kupfer- und Farbpunktstichen dargestellt und in Prachtbänden veröffentlicht. Dem gegenüber stehen unzählige Reproduktionen, die sich auf Trägern wie Lampenschirmen und Papierservietten weite Verbreitung fanden. Wer Redoutés Drucke direkt betrachten will, muss Schlösser, Bibliotheken oder Museen auf der ganzen Welt besuchen.

Eine Vorstellung von seinem Können liefert ein großformatiger Nachdruck des Taschen Verlag: Auf hochwertigem Spezialpapier zeigt er 144 Illustrationen, die ursprünglich als Kompilation unter dem Titel Choix des plus belles fleurs et de quelques branches des plus beaux fruits (Auswahl der schönsten Blüten und Obstzweige) um 1830 erschienen ist. Der Bildband ist nicht nur schön anzusehen. Er dokumentiert auch einige der filigransten Pflanzen der Welt und beschwört die vergangene Schönheit Pariser Gewächshäuser und Gärten herauf.

Redouté. Selection of the Most Beautiful Flowers“ von Werner Dressendörfer und H. Walter Lack.
Mehrsprachige Ausgabe (Deutsch, Englisch, Französisch) in Leinen gebunden. Taschen Verlag, € 99,99

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