Neues vom alten Cook: Erinnerungen an eine Seefahrerlegende

James Cooks Schiffe "Resolution" und "Adventure" in der Matavai-Bucht von Tahiti
Vor 250 Jahren brach der Entdecker James Cook zu seiner zweiten Expedition auf. Und unlängst tauchte sein lange verschollenes Schiff Endeavour wieder auf.

Von wegen Pionierleistung! Im späten 18. Jahrhundert war die Weltkugel schon etliche Male umsegelt worden – etwa im 16. Jahrhundert gleich zweimal vom spanischen Jesuiten Martín Ignacio de Loyola. William Dampier brachte es sogar auf drei Erdumrundungen. Als 1771 ein Schiff mit Namen Endeavour aufbrach, war Dampier erst wenige Monat aus der Südsee zurück. Trotzdem sind nicht Loyola oder Dampier tief im kollektiven Gedächtnis eingegraben, sondern James Cook. Warum, darüber lässt sich nur spekulieren.

Drei Expeditionen (siehe Grafik oben) machten den Briten weltberühmt. Tausende Seiten Berichte und ebenso viele Gegenstände waren Ausbeute der Reisen des Mannes, der die erste Ahnung von Exotik nach Europa brachte.

Dabei sah es für den kleinen James vorerst gar nicht nach großer Karriere aus:

Neues vom alten Cook: Erinnerungen an eine Seefahrerlegende

Eines der Motive für die Reise: Den sogenannten Venus-Transit auf Tahiti beobachten.  Die Astronomen am Observatorium von Greenwich hatten nämlich errechnet, dass die Venus am 3. Juni 1769  – von der Erde aus betrachtet – genau vor der Sonne entlangziehen würde, zu sehen als winziger Ball in der grellen Scheibe des Zentralgestirns. Ein Phänomen, das erst 105 Jahre später wiederkehren würde.

Den wahren Zweck der Reise erfuhr James Cook erst auf See aus einem versiegelten Schreiben der Admiralität. Die vermutete einen Kontinent tief im Süden und ordnete an: „Um den erwähnten Kontinent zu entdecken, sollen Sie südwärts fahren, bis Sie den 40. Grad südlicher Breite erreichen, es sei denn Sie stoßen vorher auf den Kontinent.“ Schon Aristoteles hatte dort einen riesigen Südkontinent vermutet, einfach weil es – bei all den Kontinentalmassen im Norden – in sein Weltbild der Symmetrie passte.

Machtpolitik

Dem britischen Empire ging es schlicht um Machtpolitik: Was lag näher, als das ferne Land für die englische Krone zu sichern und zu verhindern, dass es sich Spanien oder Frankreich schnappen? Der Südkontinent wurde natürlich nicht gefunden. Dafür verfügte England fortan alleine über genaue Karten von Neuseeland und der Ostküste Australiens.

„Die größte Lobrede auf Cook ist die Seekarte des Pazifik“, sagte einst der Historiker J.C. Beaglehole über jenen Mann, der mit seinen Entdeckungen die Sicht auf die Welt veränderte.

Österreichbezug

„Die Reise von James Cook bedeuteten für viele Inseln die erste Berührung mit Europäern“, sagt Reinhard Blumauer vom Weltmuseum. Dort lagert bis heute die zweitgrößte Cook-Sammlung der Welt. Und das ist den Habsburgern geschuldet: 1806 wurde die Sammlung Cooks in London versteigert; über drei Monate hinweg – eine der größten Auktionen, die es je geben sollte. Für die Habsburger war Baron Leopold Fichtel dabei, der für das Naturalien-Kabinett des Kaisers einkaufen sollte. Weil er aber auch von den ethnografischen Gegenständen begeistert war, hielt er die Hand während der Auktion dauernd hoch. Und kehrte mit reicher Beute heim, die der Grundstock des Völkerkundemuseums werden sollte.

Der Großteil der Exponate stammt übrigens von der zweiten Expedition, zu der Cook exakt vor 250 Jahren aufbrach. Und natürlich von der dritten, von der die Seefahrerlegende nicht zurückkehren sollte.

Legendäre Endeavour

Als er 1779 auf Hawaii ermordet wurde, war auch seine legendäre Endeavour, ein „emotional aufgeladenes Schiff“ (©Blumauer) längst Geschichte. In den Wirren des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges an der Ostküste versenkt, war sie lange verschollen. Doch im Februar 2022 verkündeten australische Marine-Experten, das Schiff sei endgültig im Hafen von Newport identifiziert worden. Damit sei der Verbleib eines der wichtigsten und umstrittensten Schiffe in der Geschichte geklärt (siehe Grafik oben).

Kommentare