Dummheit hemmt(e) Forschung. Nicht nur in der Pandemie

Semmelweis: "Retter der Mütter" - und Mobbingopfer
Viele Meilensteine in der Wissenschaft scheiterten zunächst an Neid und Unverständnis. Medizinhistorikerin Angetter-Pfeiffer hat die größten Stolpersteine zusammengetragen.

Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Ratlosigkeit in der I. Gebärklinik im Wiener Allgemeinen Krankenhaus um. Und der Tod: Pro Jahr starben bis zu 800 Frauen an Kindbettfieber. Eine behördliche Kommission machte rohe Untersuchungsmethoden von ausländischen Ärzten für das Kindbettfieber verantwortlich. Man entließ fast alle Ausländer. Natürlich nutzte das nichts. Daraufhin machte der Chef der Abteilung, Johann Klein, einen „Genius epidemicus“, der von atmosphärischen, tellurischen oder kosmischen Faktoren abhing als Schuldigen aus.

Für Ignaz Semmelweis, seinen Assistenten, war die Lösung einfach: Die Hände mit Chlorkalklösung reinigen, ehe man die Frauen berührte. Rasch wurde der Mann, der heute als „Retter der Mütter“ weltberühmt ist, unter den Kollegen zum Mobbingopfer. „Man hat ihn von der Universität Wien vertrieben, woraufhin er in schwere Depressionen verfiel, sogar in die Irrenanstalt kam und schließlich verstarb“, berichtet Daniela Angetter-Pfeiffer. Semmelweis sei kein Einzelfall, sagt die Medizinhistorikerin und hat Geschichten über bahnbrechende Leistungen zusammengetragen, die zunächst dennoch scheiterten.

Diese Themen sind im Interview zu finden:

  • Was Weinfässer mit dem Abklopfen zu tun haben
  • Warum sich ein Orthopäde als "Gipsdozent" verspotten lassen musste
  • Welche Nobelpreisträger gemobbt und vertrieben wurden

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