Goodbye USA: Wie Wien Wissenschafter locken will

Kürzungen der Budgets für Forschung und Universitäten, personelle Veränderungen, Zensurversuche durch die Regierung Behinderung von Forschung sowie Verzerrungen von wissenschaftlichen Ergebnissen – die Betreiber der Website „Silencing Science Tracker“, die auflistet, wie die US-Regierung Forschung verändert, haben aktuell alle Hände voll zu tun. Denn Präsident Donald Trump hat die Wissenschaftsfreiheit ins Visier genommen. Mit noch nicht abschätzbaren Folgen: Ganze Forschungsfelder stehen womöglich vor dem Aus. Zwar wehren sich die Universitäten juristisch – ob Trumps bisherige Entscheidungen den Gerichtsverfahren standhalten, ist noch unklar.
Ideale Bedingungen
Wie heißt es so schön: „Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte“. Die Einschränkungen für Forschende in den USA könnten zu einem Standortvorteil für die EU werden, da es US-Wissenschafter*innen in europäische Länder zieht, um ihrer Forschung weiter nachgehen zu können. Wien hat in diesem Punkt sehr gute Karten. Als die älteste Hochschulstadt im deutschsprachigen Raum finden sich hier Forschungsinstitute in allen Disziplinen – von Naturwissenschaften über Technik bis hin zu Geisteswissenschaften. Zu den Universitäten kommen noch mehr als 120 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie über 800 forschungstreibende Unternehmen. Wissenschafter*innen finden hier also ideale Bedingungen, um ihren Forschungsprojekten nachzugehen. Und: In Wien findet sich ein vielfältiges Förderprogramm für Wissenschaft und Forschung.
Hohe Standards
Doch das Leben besteht nicht nur aus Arbeit alleine. In puncto Lebensqualität muss sich die Stadt ebenfalls nicht verstecken. Nachdem Wien im Global Liveability Ranking des Economist dreimal hintereinander den Titel „lebenswerteste Stadt“ einheimste, wurde sie heuer auf den zweiten Platz gewählt. Eine gute Infrastruktur, herausragende Kunst- und Kulturangebote, Sicherheit sowie viele Grünflächen und Freizeitangebote zeichnen Wien aus. Die Stadt bietet also ein Klima, das alle forschungsfreundlichen Voraussetzungen erfüllt – und ist so gerüstet, um US-Spitzenwissenschafter*innen eine neue Heimat zu geben.
APART-USA - Das Förderprogramm der ÖAW
Speziell an herausragende Postdocs wendet sich die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Mit ihrem Förderprogramm will sie jungen Forschenden, die an einer US-amerikanischen Universität oder außeruniversitären Forschungseinrichtung tätig sind, die Möglichkeit geben, ihre wissenschaftliche Tätigkeit an exzellente Forschungsstandorte in Österreich zu verlagern. Insgesamt stehen 25 Stipendien zur Verfügung, die die forschungsstärksten Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen eingerichtet wurden. Diese dauern jeweils 48 Monate und sind mit mit 500.000 Euro dotiert. Die Benennung der Kandidat*innen für USA-APART erfolgt durch die nominierungsberechtigten Forschungsstätten selbst.
Building Future in Vienna - Philanthrop*innen werden gesucht
Die Stadt überzeugt durch ihre hohe Lebensqualität, kulturelle Vielfalt sowie die Dichte an intellektuellem Potenzial – und erfüllt somit alle Voraussetzungen, um internationale Spitzenforscher*innen anzulocken. Das gilt aktuell natürlich in besonderem Maße für Wissenschafter*innen aus den USA.
Doch Wissenschaft benötigt auch finanzielle Absicherung. Die Universität Wien, die Technische Universität Wien und die Medizinische Universität Wien sowie der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) haben daher die Initiative „Building Future in Vienna“ ins Leben gerufen: Gesucht werden Philanthrop*innen, die sich aktiv an Zukunft und Ausbau des Forschungsstandorts Wien beteiligen wollen. Mit ihrer Spende können exzellente US-Forscher*innen aus den Bereichen Quantenphysik, Computerwissenschaften und AI, Life Sciences und Gesundheit, Umwelt- und Klimaforschung sowie Geistes- und Sozialwissenschaften nach Wien geholt werden.
Welcome international Researchers - Kampagne für den Forschungsstandort Wien
Um US-Wissenschafter*innen, aber auch allen anderen Forschenden die Vorzüge einer Übersiedlung in die Stadt aufzuzeigen, haben die Wirtschaftsagentur Wien und der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) gemeinsam eine übersichtliche Website gestaltet. Diese hält alle wichtigen Informationen für Interessierte parat – sie zeigt, was Wien lebenswert macht, präsentiert den Forschungsstandort, spiegelt die exzellente Hochschullandschaft wider und lässt Expats aus den USA zu Wort kommen, die erzählen, was sie an Wien so schätzen. Und natürlich finden sich Ansprechpartner*innen für Fragen und Anliegen zur Ansiedlung. Die Website wurde über ViennaBusiness, die internationale Marke für den Wirtschaftsstandort Wien, beworben.
Leichtere Anstellung von US-Forschenden
Auch die österreichische Regierung hat auf die aktuellen Entwicklungen in den USA reagiert. Am 16. Juni beschloss der Nationalrat mit breiter Mehrheit eine Gesetzesänderung, die es möglich macht, Forschenden aus den Vereinigten Staaten einfacher eine befristete Anstellung an heimischen Hochschulen zu geben. Somit können die Universitäten ihre Fühler leichter in Richtung USA ausstrecken und nun ohne langwierige Ausschreibungen in zehn statt bisher fünf Prozent der Fälle Professor*innen aufnehmen. Die Ausnahmeregel gilt vorerst bis Ende September 2026.
Erfolgreich abgeworben: KI-Spezialist*innen, die überzeugt sind
Die ÖAW-Forschungseinrichtung „Aithyra – Institut für Künstliche Intelligenz in der Biomedizin“ wurde im September 2024 mit dem Ziel gegründet, Wien als Standort für Life-Sciences zu stärken. Nur wenige Monate später ist es gelungen, exzellente Wissenschafter*innen abzuwerben und für das Grundlagenforschungsinstitut zu gewinnen.
- Im Februar 2026 wird Xinyi Zhang als leitende Forscherin für den Bereich KI zu AITHYRA stoßen. Sie studierte Bioengineering und Informatik an der University of California, Berkeley, machte ihren Doktortitel in Informatik am Massachusetts Institute of Technology, wo sie bisher auch forschte. Bei AITHYRA wird Xinyi Zhang Machine-Learning-Modelle entwickeln, die zum Verständnis von Zellzuständen, Gewebe-Mikroumgebungen und Perturbationseffekten beitragen.
- Bereits seit August ist Wali Malik bei AITHYRA als Leiter des AI Driven Lab Robotics tätig. Er stieß von einem renommierten US-amerikanischen Biotechunternehmen zum Team. Malik machte seinen Masterabschluss an der Johns Hopkins University sowie einen Bachelorabschluss in Zellbiologie und Genetik an der University of Maryland. Seit 17 Jahren beschäftigt er sich mit strategischer Laborautomatisierung, Hochdurchsatz-Screening und Datenlösungen in der Biotechnologie und Pharmaindustrie.

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