Stress und seine körperlichen Abläufe besser verstehen

Das Bild zeigt eine junge Frau, die sich die Hände vor das Gesicht hält.
Ein bislang wenig beachtetes Enzym liefert neue Hinweise darauf, wie unser Körper Stress verarbeitet – jenseits von Cortisol.

Zu viele Erledigungen, zu viel Druck und zu wenig Zeit – das führt zu Stress. Dauerhaft macht uns dieser krank. Das ist nichts Neues. Auch die Tatsache, dass ein ständig erhöhter Cortisolspiegel dabei eine entscheidende Rolle spielt, ist bekannt. Aber auch das Enzym Alpha-Amylase, das hauptsächlich in den Speicheldrüsen und der Bauchspeicheldrüse produziert wird, trägt zu Stressreaktionen bei. Welche genau, das erforscht die klinische Psychologin Dr. Nida Ali von der Fakultät für Psychologie an der Universität Wien.

Stressempfindlich

Steht man unter akutem Stress aktivieren sich im Körper zwei Stresssysteme: die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) und der Sympathikus. Er steuert die Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Noradrenalin wird ausgeschüttet – das führt zu einem Anstieg der Alpha-Amylase im Speichel. Bei Stress kommt es also zu einem Anstieg von Cortisol und Alpha-Amylase.

Cortisol und Alpha-Amylase unterstützen aber auch das Aufwachen und den Übergang der Schlaf- zur Wachphase. Spannend ist, dass hier die Reaktion anders verläuft. Nida Ali sagt: „Der Cortisolspiegel steigt, wenn wir aufwachen, damit wir in die Gänge kommen. Die Alpha-Amylase nimmt allerdings ab und wir verstehen nicht warum. Wir versuchen herauszufinden, warum dieser Rückgang eine sinnvolle Reaktion des Körpers sein könnte.“ 

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Dr. Nida Ali, klinische Psychologin

Zudem erforscht Ali auch, welche Faktoren die Alpha-Amylase während des Tages beeinflusst – etwa die Schlafqualität, den Menstruationszyklus oder die körperliche Ertüchtigung. Die Kernidee ist, dass zwar jeder Mensch diese Reaktion zeigt, aber ihre Ausprägung kann vorhersagen, wie stressig der jeweilige Tag sein wird.

Ausgezeichnet

Für ihre Forschungen zur Alpha-Amylase wurde die Nachwuchswissenschaftlerin heuer mit dem L’Oréal-UNESCO „For Women in Science“ Förderpreis 2025 geehrt. Dessen Ziel ist es, Frauen für wissenschaftliche Karrieren zu begeistern und sie darin zu bestärken, der Forschung langfristig treu zu bleiben. Ali: „Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich diesen Preis bekommen habe. Dadurch habe ich das Gefühl, dass meine Forschungen wertvoll und wichtig sind. Zudem ist es eine Ehre, Teil von großartigen, talentierten Frauen zu sein, die diesen Preis erhalten haben.“

Eine Frau mit Brille arbeitet an einem Computer mit Diagrammen.

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