DigHum2025: Zusammenkunft der klügsten Köpfe

DigHUm2025
Die Liste der Vortragenden liest sich wie das Who-is-Who der internationalen Forschungslandschaft. Das mag auch nicht verwundern, immerhin ist die DigHum 2025 die erste Konferenz ihrer Art weltweit. „Bei der Veranstaltung dreht sich alles um die Frage: Wie soll unsere digitale Zukunft aussehen?“, sagt dazu Erich Prem, Obmann des veranstaltenden Vereins zur Förderung des Digitalen Humanismus. „Da gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen – und genau das soll auf der DigHum in einem demokratischen Prozess diskutiert werden.“
Vom Grundgedanken
Der Digitale Humanismus ist eine Strömung, die aufzeigen will, wie der Umgang mit modernen Technologien gestaltet sein sollte, damit die Gesellschaft von ihnen profitiert. „Das spaltet sich natürlich in verschiedene Themengebiete auf, von der Frage der Privatsphäre und Rechtsansprüchen über die Macht der großen Plattformen bis hin zu Fragen der Geopolitik“, so Prem. „Das sind alles drängende Probleme, die wir dringend beantworten müssen.“ Denn, davon ist der Experte überzeugt, Technologie ist kein Schicksal. „Wir können ihre Gestaltung durchaus in Angriff nehmen – und zwar so, dass sie für uns Menschen gut ist, aber auch gut für die Gesellschaft ist. Das ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen.“
Die Stadt Wien hat sich der Idee des Digitalen Humanismus verschrieben. „Es gibt verschiedene Geburtslegenden, aber ich würde sagen, er wurde hier erfunden“, so Erich Prem. „Jetzt handelt es sich um eine internationale Bewegung, die stark vom Geist der Aufklärung getrieben ist.“ Denn nicht nur in Europa, auch in den USA, in Afrika oder Asien stehen die Gesellschaften vor ähnlichen oder denselben Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. „Die Digitalisierung darf nicht zu einer neuen Form des Kolonialismus führen“, betont Erich Prem. „Deswegen müssen wir versuchen, Allianzen zu schmieden, damit die digitalen Technologien die Errungenschaften der Moderne weitertragen und nicht vernichten.“ Zu spät sei es dafür aber noch lange nicht. „Ich vergleiche es gerne mit der Entwicklung des Autos“, sagt Prem. „Es gab keine Regelungen für den Straßenverkehr, bis die ersten Unfälle passierten.“ Heute, so der Experte weiter, gebe es ein ganzes Regelwerk, eigene Versicherungen oder eine Überprüfung, um überhaupt fahren zu dürfen. „Es ist ein unglaubliches sozio-technisches Konstrukt, das wir entwickelt haben, damit das Auto für die Gesellschaft erträglich ist“, sagt er. „Für mich spricht nichts dagegen, dass wir in der Informationstechnologie Gleiches schaffen werden.“
Gemeinsam Lösungen finden
Dazu will die DigHum, die erste Konferenz zum Digitalen Humanismus, beitragen. Erwartet werden führende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Technologie, Politik und Zivilgesellschaft, die sich mit den tiefgreifenden gesellschaftlichen Auswirkungen der digitalen Technologien befassen. „Es geht uns darum, Mut zu machen“, so der Obmann. „Auf der Konferenz werden Entwürfe aufgezeigt, wie uns die digitalen Technologien auch demokratisch weiterbringen können.“
Dabei soll die Konferenz keine Einbahnstraße sein – neben spannenden Key Notes und Vorträgen ist viel Zeit für Diskussionen eingeplant. „Natürlich geht es stark darum zu informieren, aber es geht auch um das gestaltende Element“, betont Erich Prem. „Die Konferenz soll Einsichten gewähren, dabei zu helfen, Dinge besser zu verstehen, damit man sie in Zukunft besser machen kann.“
DigHum2025: Wer dabei sein wird
Breit aufgestellt
Das ist auch einer der Gründe, warum der Digitale Humanismus nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene abgehandelt werden soll. Neben Forscher*innen werden Journalist*innen, Kunstschaffende, politische Entscheidungsträger*innen und Vertreter*innen aus der Wirtschaft erwartet. „Der Digitale Humanismus ist ein aufklärerisches Unterfangen, aber auch ein politisches“, so Prem. „Gerade Regierung und Industrie werden bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen.“ Den einen Fahrplan für die Zukunft erwartet sich der Experte von der DigHum noch nicht. „Aber sie wird uns sicherlich Richtungen aufzeigen können“, so Prem.
Ein Schritt näher zum Ideal
Es ist auch nicht so, dass bisher gar nichts unternommen wurde, um Technologien in Einklang mit dem Digitalen Humanismus zu bringen. So sichert etwa die europäische Datenschutzgrundverordnung die Privatsphäre der Bürger*innen bestmöglich ab und einige Länder setzen auf selbst entwickelte Onlineservices, damit die Einwohner*innen nicht die Angebote großer Konzerne in Anspruch nehmen müssen. „Auch diese Beispiele werden Teil der DigHum sein“, sagt Erich Prem. „Sie zeigen, was geht und was wir noch besser machen können.“ Dass gemeinsame Überlegungen zu Ideen und Verbesserungen führen werden, davon ist er überzeugt: „Es ist möglich, die Abhängigkeit von den großen Konzernen zu reduzieren und für die Menschen nützliche digitale Technologien zur Verfügung zu stellen, die die Demokratie nicht gefährden. Wir müssen es nur tun.“

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