Das sollten Sie über Gelenksschmerzen wissen

Das sollten Sie über Gelenksschmerzen wissen
Die häufigsten Ursachen und wichtigsten Therapien.

Prof. Dr. Michael Ausserwinkler ist Facharzt für Innere Medizin mit Spezialgebiet Rheumaerkrankungen in Villach und Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG).

Das sollten Sie über Gelenksschmerzen wissen
Dr. Michael Ausserwinkler
KURIER: Wie häufig sind Gelenksschmerzen?

Michael Ausserwinkler: Die Hälfte der Bevölkerung über 50 ist betroffen. Oft dauert es viele Jahre, ehe die richtige Diagnose gestellt wird. Bei Arthrosen versuchen zwei Drittel der Patienten, mit rezeptfreien Nahrungsmittelzusätzen und Medikamenten ohne ärztliche Hilfe eine Besserung herbeizuführen. Sie versäumen dadurch aber wertvolle Zeit. Die Diagnose erfolgt u.a. durch Blutbefunde, Ultraschall- oder MRT-Befunde. In den USA und in Deutschland gibt es bereits in vielen Praxen und Instituten spezielle MRT-Geräte für Fuß- und Handgelenke, die zu einer Entlastung der großen MRT-Geräte beitragen. In Österreich scheitert deren Einsatz daran, dass die Sozialversicherung die Kosten dafür nicht übernimmt.

Was sind häufige Gründe für die Schmerzen?

Unter anderem die steigende Lebenserwartung, ein bewegungsarmer Lebensstil, Fehlbelastungen und Übergewicht. Zu viel Fettgewebe im Körper schädigt nicht nur durch die Gewichtsbelastung die Gelenke, es bildet auch entzündungsfördernde Stoffe (Adipokine), die den Abbau der Knorpelsubstanz beschleunigen.

Welche Formen von Gelenksschmerz gibt es?

Insgesamt sind inzwischen rund 150 verschiedene Formen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Ursachen identifiziert. Die mit Abstand häufigste Form ist jedoch die durch Abnützung verursache Gelenksarthrose, die rund 20 Prozent der chronischen Schmerzen weltweit verursacht. Primär sind Hüft- und Kniegelenk betroffen. Durch eine Zerstörung des Knorpels an den Gelenksflächen und die damit verbundenen Knochenveränderungen ist das Gelenk nicht mehr frei beweglich. Es entzündet sich, schwillt an und schmerzt. Davon unterscheiden muss man chronisch-entzündliche, rheumatische Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen und eine zunehmend Gelenkszerstörung verursachen. Hier sind vor allem Hand- und Fingergelenke betroffen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Der vorübergehende und ärztlich kontrollierte Einsatz von Schmerzmitteln ist wichtig, um die Betroffenen wieder mehr in Bewegung zu bringen. Akute Entzündungen bei einer Arthrose können z. B. durch das Einspritzen von Glucocorticoiden in das Gelenk oder wärmende Salben (etwa Kampfer) gelindert werden. Nichtmedikamentöse Therapien wie Akupunktur, physikalische Medizin (z.B. Wärmebehandlungen bei Arthrose, Kältebehandlungen bei entzündlicher Arthritis, um die Entzündung zu stoppen) tragen ebenfalls wesentlich zum Behandlungserfolg bei. Auch Elektrostimulation kann die Beschwerden lindern. Gegen chronisch entzündliche rheumatoide Erkrankungen gibt es überdies ganz spezielle Medikamente.

Dr. Ausserwinkler am Telefon (01/526 57 60): Mi., 27. 1., 13 bis 14 Uhr

eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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