Es ist ein besonderer Gegenstand, der meist bis ins hohe Alter im Gedächtnis verankert ist. Die erste Schultasche markiert den Beginn eines neuen Abschnitts und drückt individuelle Vorlieben im Vorschulalter aus. Jetzt, in den Wochen vor Ostern, machen sich viele Schulanfängerfamilien erstmals auf die Suche nach der passenden Tasche.
„Nach christlicher Tradition wird die erste Schultasche oft von den Taufpaten übernommen“, berichtet Peter Wassertheurer. Mit seiner Frau Renate führt er seit 15 Jahren den Schultaschenmarkt in Wien Donaustadt – und weiß, was bei den Fünf- bis Sechsjährigen angesagt ist.
„Der Trend geht wieder stark zur klassischen, kubischen Schultasche mit klaren Mädchen- und Bubenmotiven“, sagt er. Unisex-Taschen gebe es zwar, „aber das sind die größten Ladenhüter“. Stattdessen sind rosa-blaue Klischees gefragt: Bei Buben „alles, was mit Raumschiffen, Dinosauriern und Fußball“ zu tun hat, Mädchen setzen auf Pferde, Einhörner und Prinzessinnen. Ebenfalls im Trend: Nachhaltigkeit. „Die Firma Ergobag hat vor 15 Jahren begonnen, Schultaschen aus recycelten PET-Flaschen herzustellen, dann haben alle nachgezogen. Mit Plastik und Leder wird kaum noch gearbeitet.“
Rückengesundheit
Wichtiger als die Optik ist ohnehin, dass die Tasche gut sitzt und den Kinderrücken entlastet. „Daher ist es unbedingt erforderlich, dass die Tasche beim Kauf Probe getragen, individuell angepasst und getestet wird“, sagt Detlef Detjen von der Aktion Gesunder Rücken, die eine Checkliste für Schultaschen erstellt hat (siehe unten). Dabei sollte man sich fragen: Liegt die Tasche eng am Körper an? Sitzt sie nicht zu hoch und nicht zu niedrig? Sind schwere Tascheninhalte in den körpernahen Fächern verstaut?
Gewicht Das Leergewicht der Tasche sollte im Volksschulalter nicht über 1.300 g liegen, für weiterführende Schulen nicht über ca.1.500 g
Tragegurte Die Schulterträger sollten mind. 4 cm breit und gut gepolstert sein. Auch ein rutschsicherer, längen- und höhenverstellbarer Brustgurt ist wichtig
Passform Die am Rücken anliegende Seite sollte sich der physiologischen Form der Wirbelsäule anpassen und ein komfortables Tragen ermöglichen. Die Tasche muss selbstständig und sicher stehen können
Dass Schultaschen pauschal der Rückengesundheit schaden, verneint der Experte: Das Tragen von Tasche oder Rucksack habe auch einen positiven Trainingseffekt auf Muskeln und Knochen. Die Relation von Taschen- zu Körpergewicht – oft ist von 12 Prozent die Rede – sei nicht ausschlaggebend. „Wir wissen aus Studien, dass fitte Kinder auch bei einem Tragegewicht von 20 Prozent ihres Körpergewichtes keine Anzeichen von Überlastung zeigen, während körperlich schwächere schon bei 12 Prozent leiden.“ Bewegung sei gerade bei viel sitzenden Schülern daher unerlässlich.
Wie lange sollte die Tasche halten? Wassertheurer bemerkt, dass die Kinder immer größer werden und oft schon in der vierten Volksschulklasse auf ein „cooleres“ Rucksackmodell umsteigen. Im Gedächtnis bleibt die erste Schultasche ohnehin länger - manchmal ein Leben lang.
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