Ungleiche Paare: Wenn Tiere über die Arten hinweg Partner werden

Ein Vogel sitzt auf der Nase eines Büffels.
Im Amazonas streifen Ozelot und Opossum gemeinsam durch die Nacht. Es gibt noch weitere Beispiele für Symbiose - und Zuneigung.

An sich sollten die Wildtierkameras das Verhalten exotischer Vögel im peruanischen Regenwald aufzeichnen. Tatsächlich filmten sie ein außergewöhnliches Gespann aus Opossum und Ozelot: Die Beutelratte spazierte seelenruhig durch den nächtlichen Amazonas, dicht gefolgt von der Raubkatze. Wenig später kamen die beiden Fressfeinde „wie zwei Kumpels aus der Bar“ retour. 

Weitere Videos, Fotos aus vergangenen Jahren, gezielte Nachfragen bei Kollegen und Feldversuche „deuten auf ein konsistentes Muster zwischen zwei verschiedenen Individuen hin“, hält Isabel Damas Moreira, Verhaltensökologin an der Universität Bielefeld, als Letztautorin der Studie fest.

Sie vermutet, dass einerseits der Ozelot bei der Jagd von seinem kleinen Gefährten profitiert. Die Beutelratte ist resistent gegen Schlangengift, zudem übertüncht ihr starker Geruch die Anwesenheit der Verstärkung. Andererseits kann sich auch das Opossum chemisch hinter dem Ozelot verstecken und sich so vor Puma und Jaguar schützen.

„Die Ergebnisse sind faszinierend, auch wenn das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, bestätigt Peter Sziemer das Fazit der Forschenden. Der freiberufliche Biologe in Wien kennt weitere Beispiele für artfremde Zweckgemeinschaften und echte Zuneigung zwischen Ungleichen.

Putzerbeziehungen sind klassische Symbiosen

„Klassische Symbiosen sind Putzerbeziehungen“, verweist Sziemer zunächst auf Büffel und Madenhacker. Während der gesellige Vogel den Hornträgern von Zecken, Insekten und deren Larven befreit, wird er satt und braucht keine Feinde zu fürchten.

Ein Knallkrebs sitzt am Meeresgrund, die Grundel bewacht den Höhleneingang.

Zweckgemeinschaft unter Wasser: Knallkrebs und Wächtergrundel.

Auch unter Wasser funktioniert das Prinzip von Geben und Nehmen: So steuern etwa Haie fixe Putzstationen im Riff an und lassen sich von Lippfischen – sättigend – abgestorbene Haut entfernen. Mutulaistisch arbeiten Knallkrebs und Wächtergrundel zusammen; er buddelt den Unterschlupf, sie passt auf.

Clownfisch und Seeanemone fallen eher unter Kommensalismus“, schwenkt Sziemer zu einer bekannten „Tischgenossenschaft“. Der Fisch, der im giftigen Blumentier untertaucht, habe den größeren Nutzen als die Anemone, die gelegentlich Nahrungsreste und etwas Sauerstoff abbekommt. 

Beim Parasitismus ist noch klarer der Wirt im Nachteil. Saugwürmer z.B. können die Leber von Schafen lebensbedrohlich schädigen.

Tiere kennen Gefühle wie Freude, Empathie und Trauer

„Tiere haben Gefühle wie Menschen. Vor allem für Säuger und Vögel sind Zorn, Angst, Schmerz, Freude, Trauer und Empathie nachgewiesen“, weiß Sziemer. 

Seit mehr als zehn Jahren gestehen Verhaltensökologen Tieren auch Freundschaften zu. Innerartlich schweißen Hormone, Charakter und frühe soziale Erfahrungen zusammen. Zwischenartlich tritt selbstloses Verhalten in erster Linie unter menschlicher Obhut auf – siehe Tiger und Ziegenbock im Tierpark oder Kamel und Elefant im Zirkus. 

Vereinzelt geht es bei artfremden Tieren um Zuneigung und Liebe

In freier Natur ist wahre Liebe nur in Einzelfällen dokumentiert. Anekdoten erzählen von einer Löwin, die ein Antilopenbaby adoptierte, und die einmalige Ziemlich-beste-Freunde-Geschichte von Nilpferd und Krokodil. Wie es um Ozelot und Opossum steht, müssen Folgestudien zeigen.

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