Was Autofahrer von Ameisen lernen können: So fließt der Verkehr ohne Stau

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Ameisen kennen keinen Stau – weil sie selbstlos handeln. Forscher zeigen, wie ihr Verhalten den Straßenverkehr der Zukunft verbessern könnte.

Wenn dieser Egoismus nicht wäre, dieser Drang, stets schneller als die anderen ans Ziel zu kommen. Dann, ja dann könnten sich die Autofahrer viele Staus und damit eine Menge Zeit sparen. Aber sie sind nun einmal Menschen und keine Ameisen.

Seit einigen Jahren nehmen Forscher Ameisenstraßen unter die Lupe. Bei den Insekten fließt der Verkehr ohne Probleme, während er auf Autobahnen und Schnellstraßen scheinbar ohne Ursache wie einen Unfall oder eine Baustelle stockt. Wie aus dem Nichts.

Warum? Ameisen überholen nicht, halten ihre Geschwindigkeit und kommunizieren ständig über Pheromone (Duftstoffe). Mit drei Worten: Sie handeln selbstlos.

Ignorant

So genannte Phantomstaus entstehen durch das Gegenteil vom selbstlosen Fahren: durch häufiges Spurwechseln, das den Nachfolger zum Abbremsen zwingt, durch Schaulust oder auch durch das Ignorieren des Reißverschlusssystems. So kann sich eine Stauwelle bis zum Stillstand aufbauen.

Die Idee, Erkenntnisse aus der Insektenwelt auf den Straßenverkehr zu übertragen, ist weniger weltfremd, als sie zunächst erscheinen mag. Neue Technologien – etwa intelligente Straßen oder automatisierte Fahrzeuge – könnten künftig Systeme ermöglichen, die sich am Verhalten von Ameisen orientieren, erklären Wissenschafter in der aktuellen Studie „ANTi-Jam solutions for smart roads“. Ziel: Den Verkehrsfluss auch bei hohem Aufkommen zu sichern. „Ameisen können komplexe Verkehrskontrollprobleme mit einfachen Regeln lösen.“

In Zukunft könnten die Autos etwa über WLAN eine Behinderung, die ein Kilometer voraus liegt, übermitteln. Das Tempo könnte rechtzeitig gedrosselt werden. Das abrupte Abbremsen wäre nicht mehr notwendig.

Zu viele Autos

Natürlich gibt’s auch andere Ursachen für Staus. Ein Grund ist die Kapazität der Straße. Sie liegt bei 1.500 bis 2.500 Fahrzeuge pro Stunde und Spur, so die Asfinag. Andere sind: Wetter, Baustellen, Unfälle.

Jedenfalls gilt: Es gibt fast keinen Zeitvorteil durch häufiges Fahrstreifenwechseln. Das gilt auch, wenn man bereits im Kolonnenverkehr unterwegs ist. Unterm Strich kommt man kaum schneller voran, wenn man versucht, sich nach vorne zu arbeiten. Also: Im Stau mehr wie eine Ameise verhalten. Und ein bisschen weniger wie ein Mensch.

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