Niederlande: Studie mit Viagra-Wirkstoff nach Tod von Babys beendet

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Nach dem Tod von 19 Babys wurden in den Niederlanden Medikamentenversuche an schwangeren Frauen abgebrochen.

Nach dem Tod von 19 Babys sind in den Niederlanden Medikamentenversuche an schwangeren Frauen mit dem Viagra-Wirkstoff Sildenafil abgebrochen worden. Ursprünglich war eine Laufzeit bis 2020 anberaumt worden. Die Substanz sei an der Universitätsklinik Amsterdam sowie an zehn anderen medizinischen Zentren an Frauen verabreicht worden, deren Kinder schwerwiegende Wachstumsstörungen gehabt hätten, erklärte das Amsterdamer Akademische Zentrum (AMC) in einer Mitteilung. Hinweise auf ein Fehlverhalten der Forscher gebe es nicht, hieß es.

183 Teilnehmerinnen

Demnach starben 19 Babys von insgesamt 93 Frauen, denen Sildenafil gegeben worden war. Elf der gestorbenen Babys litten an Lungenkrankheiten, insbesondere an hohem Blutdruck in den Lungen, der zu einer Mangelversorgung mit Sauerstoff führen kann. Acht weitere starben an medizinischen Problemen, die in keinem Zusammenhang zur Gabe von Sildenafil standen.

In Vergleichsgruppen mit insgesamt 90 Frauen, deren ungeborene Kinder ebenfalls Wachstumsstörungen hatten, wurde statt Sildenafil ein wirkungsloses Placebo verabreicht. Aus dieser Gruppe starben laut AMC neun Kinder, jedoch keines von ihnen an Lungenproblemen. Zwischen zehn und 15 Frauen bangen derzeit noch, ob auch ihre Kinder betroffen sind, berichtet der Guardian. Befürchtet wird, dass der Viagra-Wirkstoff einen erhöhten Blutdruck in der Lunge auslöste, der mit stark eingeschränkter Leistungsfähigkeit des Organs und Kreislaufproblemen einhergeht.

Von der Verabreichung von Sildenafil, ein Wirkstoff aus der Gruppe gefäßerweiternder Substanzen, hatten sich die Mediziner laut Aussendung eine bessere Durchblutung der Plazenta versprochen. Durch Plazentainsuffizienz, wie die mangelnde Funktion des Mutterkuchens (Plazenta) in der geburtshilflichen Medizin bezeichnet wird, kommt es zu einer unzureichenden Versorgung des Ungeborenen mit Nährstoffen und Sauerstoff im Mutterleib, was wiederum zu Unterentwicklung (unter anderem geringes Geburtsgewicht) führen kann.

"Unerwartete Ergebnisse"

Wie die BBC berichtet, wurde in früheren Erhebungen bereits untersucht, ob durch die Gabe von Sildenafil das Wachstum ungeborener Kinder verbessert werden kann. Dies habe sich bei Medikamentenversuchen in England, Australien und Neuseeland jedoch nicht bestätigt.

"Die Ergebnisse der niederländischen Studie kamen unerwartet", sagte Zarcko Alfirevic von der University of Liverpool, der in der Vergangenheit ebenfalls die Wirkung von Sildenafil in der Schwangerschaft erforscht hat, gegenüber der BBC. Man müsse nun besonders achtsam vorgehen und in einer detaillierten Untersuchung klären, wie die Komplikationen zustande gekommen seien, weil diese "in zwei anderen ähnlichen Studien, die in Großbritannien und Australien durchgeführt wurden, nicht aufgetreten sind".

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