Wenn die Gelse zusticht: Wie gut helfen Insektenstichheiler wirklich?

Schwraze gezeichnete Gelse auf gelben Hintergrund
Neuer Test: Von zehn geprüften Produkten erhielten sieben nur die Bewertung „eingeschränkt empfehlenswert“, drei fielen komplett durch.

Insektenstichheiler versprechen schnelle Hilfe bei Insektenstichen, sie sollen Juckreiz und Schwellungen durch Wärme oder elektrische Impulse lindern.

Juckreizstillung mit Wärme

Die Idee, Hitze gegen den Juckreiz einzusetzen, ist alt – der klassische heiße Löffel auf dem Mückenstich war früher ein bewährtes Hausmittel. Allerdings war das Vorgehen ungenau, die Temperatur oft zu hoch oder zu niedrig und ein Verbrennungsrisiko gegeben. Moderne Stichheiler hingegen erhitzen einen Metallaufsatz kontrolliert auf etwa 50 Grad Celsius und geben die Wärme für wenige Sekunden ab.

Wissenschaftlich wirkt Wärme, weil viele Insekten beim Stechen Proteine injizieren, die Juckreiz, Schwellung und Schmerz auslösen. Diese Eiweiße sind hitzeempfindlich: Bereits kurzzeitige Temperaturen um 50 Grad verändern ihre Struktur – man spricht von Denaturierung – und machen sie weniger reizend. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Behandlung möglichst bald nach dem Stich erfolgt. Zusätzlich aktiviert die Wärme spezielle Wärmerezeptoren in der Haut, die ein kurzes Schmerzsignal aussenden. Dieses überlagert die Juckreizsignale im Nervensystem – ein Effekt, der als Gate-Control-Prinzip bekannt ist. Die lokale Durchblutung wird außerdem angeregt, was den Abtransport von Entzündungsstoffen unterstützen kann.

Weiteres Prinzip: Wirkung durch Elektrizität

Elektrische Stichheiler, oft Piezo-Stifte genannt, setzen dagegen auf einen neurologischen Effekt. Sie geben über kleine Elektroden kurze, schwache Stromimpulse an die Haut ab. Diese sind spürbar, aber nicht schmerzhaft. Die Impulse reizen Nervenfasern so, dass das Gehirn die Juckreizsignale weniger wahrnimmt – auch hier greift das Gate-Control-Prinzip.

Außerdem kann der Strom die Durchblutung leicht steigern und so den Abtransport von Histamin und anderen Entzündungsstoffen fördern. Im Gegensatz zu Wärmegeräten neutralisieren elektrische Stichheiler die Eiweiße im Insektengift nicht, wirken dafür aber auch noch, wenn der Stich schon länger zurückliegt. Es handelt sich also um ein neurologisches Ablenkungsmanöver – technisch präzise und biologisch clever.

Der Test: 10 Produkte im Vergleich

Im Test wurden zehn verschiedene Geräte geprüft, darunter Modelle mit Wärme- und Elektrizitätsfunktion. Die besten Ergebnisse erzielten Wärmestichheiler, die sich nach etwa fünf Sekunden automatisch abschalten und Temperaturen um 51 Grad Celsius erreichen. Fünf Produkte erfüllten diese Kriterien.

Testsieger wurde „Heat IT Classic“ (ca. 30 Euro), gefolgt von „BR 60“ von Breuer und „Bite Away Pro“. Das Gerät „NoManQuito Zap-It!“ bekam mit „wenig empfehlenswert“ die schlechteste Bewertung. Negativ fiel auch der Stichheiler von Berrcom auf, der mit bis zu 70 Grad deutlich heißer wurde als angegeben und sich erst nach 30 Sekunden abschaltete – hier besteht ein erhöhtes Verbrennungsrisiko.

Elektrische Geräte wie die Piezo-Stifte von Evolsin und SOS zeigten Schwächen: Ihre Betriebsdauer war kürzer als vom Hersteller angegeben. Das Modell „Bug Bite Thing“, das auf Unterdruck setzt, konnte nicht überzeugen, da die Wirksamkeit wissenschaftlich nicht belegt ist.

Richtige Anwendung ist entscheidend

Für beste Ergebnisse sollten Stichheiler möglichst unmittelbar nach dem Stich angewendet werden. An empfindlichen Stellen wie Schleimhäuten ist Vorsicht geboten. Bei Kindern sollten die Herstellerangaben genau beachtet werden, da Altersgrenzen variieren. Menschen mit Herzschrittmachern oder Epilepsie wird von piezoelektrischen Stiften abgeraten.

Zum Testergebnis

 

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