Hausbesuch mit Zirkeltraining

Buddy-Projekt "Gesund fürs Leben"
Buddies trainieren gemeinsam mit geschwächten älteren Menschen.

Es ist eine Entwicklung, die von vielen unterschätzt wird: "Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Muskelmasse ab", sagt die Sport- und Ernährungswissenschafterin Sandra Haider. "Bis zum 45. Lebensjahr beträgt die Abnahme ungefähr fünf Prozent pro Jahr, danach wird sie noch größer." Ohne Training sind bis zum 80. Lebensjahr rund 50 Prozent der Muskelmasse verschwunden – und damit auch viel Kraft. Die Folge ist häufig das, was man umgangssprachlich als gebrechlich bezeichnet.

Derart geschwächten Personen will jetzt ein Team vom Institut für Sozialmedizin der MedUni Wien (Thomas Dorner, Eva Luger, Sandra Haider, Ali Kapan) in Kooperation mit dem Wiener Hilfswerk und der Sportunion mit dem Projekt "Gesund fürs Leben" helfen: Buddies (Kameraden) im Alter von 50 aufwärts besuchen gebrechliche ältere Menschen ab 65 zu Hause. Zu zweit führen sie ein Krafttraining mit sechs einfachen Übungen durch – für die Bein-, Brust, Bauch-, Rücken-, Oberschenkel- und Schultermuskulatur. Etwa, indem sie kontrolliert aufstehen und (beinahe) hinsetzen, oder ein Theraband mit gestreckten Armen so weit wie möglich nach hinten ziehen. Gleichzeitig sprechen sie über das Ess- und Trinkverhalten.

Probleme im Alltag

Das Wiener Hilfswerk und die MedUni Wien haben bereits 36 ehrenamtliche Buddies – großteils rüstige Pensionisten – auf den Gebieten Ernährung und Bewegung geschult. Haider: "Jetzt suchen wir noch Personen, die besucht werden wollen. Sie sollten älter als 65 Jahre sein, manchmal wenig Appetit oder Probleme haben, den Alltag zu bewältigen, weil sie wenig Kraft haben oder sich unsicher fühlen."

Sechs Monate lang sollen die "Gesundheitspartner" zwei Mal wöchentlich zu den älteren Menschen kommen: In einer Gruppe werden von Anfang an die Übungen durchgeführt, in der anderen erst nach dem dritten Monat – in den ersten drei Monaten steht dafür Gedächtnistraining auf dem Programm. So sollen die Unterschiede zwischen einer drei- und einer sechsmonatigen Trainingsphase ermittelt werden. "Alleine machen ältere, gebrechliche Menschen solche Übungen nicht, sie gehen auch in kein Fitnesscenter. Und es ist auch viel sicherer mit einem Trainingspartner ."

Wobei die Übungen für die Buddies intensiver sind – "damit auch sie körperlich von dem Training profitieren". Drei Mal in den sechs Monaten werden einfache Untersuchungen – z. B. Kraft- und Gleichgewichtsmessung und Körperbauanalyse – durchgeführt, um die Fortschritte zu dokumentieren.

In einer achtwöchigen Pilotphase zeigte sich bereits, dass sich die Kraft der gebrechlichen Personen verdoppelte. "Kraftlosigkeit ist der häufigste Grund für Stürze." Und die Angst vor Stürzen wird größer: "Auch das ist eines unserer Ziele: Den alten Menschen so weit wie möglich diese Angst zu nehmen, die zur Vermeidung von Bewegung und zu einer weiteren Schwächung führt." Zu spät ist es für diese Übungen in keinem Alter. Haider: "Selbst Über-90-Jährige können ihre Muskulatur aufbauen."

An der Studie können ältere Menschen ab 65 aus dem Raum Wien teilnehmen, die – mit oder ohne Gehhilfe – selbstständig gehen können und zu Hause oder in einem Pensionistenwohnheim leben. Sie müssen „gebrechlich“ (verminderte Kraft, Probleme im Alltag, geringe Gehleistung) oder schlecht ernährt sein.

Kontaktpersonen

Sandra Haider und Eva Luger, 0664 / 60 61 33 70

oder 01 / 40 160 / 34 895.

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