Wer um diese Uhrzeit frühstückt, reduziert sein Diabetes-Risiko

Der frühe Vogel fängt den Wurm – und sollte ihn auch schleunigst verspeisen. Was kurios klingt, hat einen durchaus seriösen Hintergrund. Denn: Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben herausgefunden, dass sich ein frühes Frühstück günstig auf die Gesundheit auswirken könnte.
Konkret soll das zeitige Morgenmahl das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken deutlich reduzieren, wie eine neue Studie aus dem International Journal of Epidemiology zeigt. Bei der Entstehung der Zuckerkrankheit scheint nicht nur ausschlaggebend zu sein, was man isst, sondern auch, wann man isst.
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Doch was konnte die Forschungsgruppe genau zeigen? Was heißt "früh" genau? Und was bedeuten die neuen Erkenntnisse fürs Abendessen?
Das Team des spanischen Instituto de Salud Global de Barcelona, kurz ISGlobal, durchforstete in Zusammenarbeit mit der französischen Forschungseinrichtung Inserm die Gesundheitsdaten von über 100.000 Französinnen und Franzosen. Es offenbarte sich: Wer nach 9 Uhr frühstückt, erhöht sein Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken um 59 Prozent – im Vergleich zu Personen, die vor 8 Uhr die erste Mahlzeit des Tages konsumieren.
Nahrungszufuhr interagiert mit innerer Uhr
"Wir wissen, dass der Zeitpunkt von Mahlzeiten eine Schlüsselrolle bei der Regulierung der zirkadianen Rhythmen und der Glukose- und Lipidkontrolle spielt", wird Anna Palomar-Cros vom ISGlobal in einer Aussendung zitiert. Bisher hätten allerdings nur wenige Studien "den Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Mahlzeiten und Typ-2-Diabetes untersucht", sagt die Spezialistin auf dem Gebiet der Chrononutrition. Dabei werden Zusammenhänge zwischen der Nahrungszufuhr und den zeitlichen Rhythmen des Körpers erforscht.
In Österreich gibt es laut Schätzungen des Gesundheitsministeriums rund 600.000 Menschen mit Diabetes, von diesen wissen allerdings rund 20 Prozent (noch) nichts von ihrer Erkrankung. Den überwiegenden Anteil – rund 90 Prozent – stellen dabei die Typ-2-Diabetiker dar.
Zirkadiane Rhythmen sind 24-Stunden-Zyklen, die Teil der inneren Uhr des Körpers sind und im Hintergrund ablaufen, um wichtige Funktionen und Prozesse auszuführen. Einer der wichtigsten und bekanntesten zirkadianen Rhythmen ist der Schlaf-Wach-Zyklus.
Diabetes mellitus ist der Sammelbegriff für vielfältige Störungen des menschlichen Stoffwechsels, deren Hauptmerkmal die chronische Hyperglykämie (Überzuckerung) ist. Daher spricht man landläufig auch gern von der "Zuckerkrankheit". Doch nicht immer ist bei einem Diabetes nur der Kohlenhydratstoffwechsel gestört. Immer wieder lässt sich nachweisen, dass auch Fett- und Eiweißstoffwechsel aus der Balance geraten sind.
Insulin, ein lebensnotwendiges Stoffwechselhormon, das den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel steuert, spielt bei der Entwicklung eines Diabetes eine entscheidende Rolle. So liegen die Ursachen für eine Diabetes-Erkrankung in unterschiedlichen Störungen der Freisetzung des Insulins aus den sogenannten Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse bis hin zu einem absoluten Insulinmangel.
Die Teilnehmenden an der Studie – knapp 80 Prozent waren Frauen – trugen wiederholt online ein, was sie an drei nicht aufeinanderfolgenden Tagen innerhalb von 24 Stunden gegessen und getrunken hatten. Sie gaben auch den Zeitpunkt ihrer Mahlzeiten an. Das Forschungsteam ermittelte den Durchschnitt der Ernährungsaufzeichnungen und bewertete den Gesundheitszustand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den folgenden Jahren. Im Schnitt wurden sie sieben Jahre lang begleitet.
Während des Untersuchungszeitraums wurden 963 neue Fälle von Typ-2-Diabetes entdeckt. Das Risiko zu erkranken war in der Gruppe jener Probandinnen und Probanden, die regelmäßig nach 9 Uhr frühstückten, deutlich höher als in der Gruppe, die vor 8 Uhr frühstückte. "Biologisch gesehen macht das Sinn. Es ist bekannt, dass das Auslassen des Frühstücks die Glukose- und Lipidkontrolle sowie den Insulinspiegel beeinträchtigt", erklärt Palomar-Cros. Die Erkenntnisse stünden auch im Einklang mit zwei Meta-Analysen, die zu dem Schluss kommen, dass das Auslassen des Frühstücks das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht.
Auch das abendliche Schmausen richtig timen
Das Forscherteam fand auch heraus, dass spätes Abendessen (nach 22 Uhr) das Risiko zu erhöhen scheint, während häufigeres Essen (etwa fünfmal am Tag) mit einem geringeren Krankheitsrisiko verbunden ist. Längeres Fasten ist, auch das zeigte sich, nur dann von Vorteil, wenn es mit einem frühen Frühstück (vor 8 Uhr) und einem frühen Abendessen (vor 19 Uhr) kombiniert wird.
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine erste Mahlzeit vor 8 Uhr morgens und eine letzte Mahlzeit vor 19 Uhr abends dazu beitragen können, die Häufigkeit von Typ-2-Diabetes zu verringern", folgert die Autorinnen und Autoren. Sie konnten in früheren Studien bereits einen Zusammenhang zwischen einem frühen Abendessen und einem geringeren Risiko für Brust- und Prostatakrebs nachweisen.
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