Wenn sich Weihnachten auf den Magen schlägt

Mehrere Generationen sitzen an einem festlich gedeckten Tisch und teilen gemeinsam Essen in fröhlicher Stimmung.
Zwischen Keksen und Gansl hat unser Verdauungssystem Hochsaison. Reflux, Völlegefühl und Verstopfung feiern ungefragt mit. Mit kleinen Tricks bleibt die Verdauung trotzdem entspannt. Ein Gastkommentar von Univ.-Prof. Dr. Monika Ferlitsch.

Es beginnt meist ganz unschuldig: ein Keks hier, ein paar Käsespätzle dort, dazu vielleicht noch ein Glühwein – schließlich ist ja Advent. Doch während die Lichterketten überall funkeln, arbeitet unser Magen-Darmtrakt praktisch im Akkord. Und das, nun ja, nicht immer völlig klaglos. 
Die Feiertage sind eben nicht nur ein Fest der Freude, sondern irgendwie auch ein kleiner Stresstest für das Verdauungssystem.
Da wäre zuerst der Reflux, dieser ungebetene Gast, der pünktlich nach dem Gansl auftaucht. Fett, Alkohol, Schokolade – die triumphale Dreifaltigkeit des Weihnachtsgeschmacks – sind für ihn gewissermaßen wie eine personalisierte Einladungskarte. 

Kaum hat der Magen genug Druck aufgebaut, meldet sich schon das bekannte Brennen hinter dem Brustbein. Es wäre vielleicht manchmal klüger, anstelle des späten Raclette um Mitternacht einfach ein bisschen früher aufzuhören. Aber, na ja, wer schafft das schon in dieser gemütlichen Zeit?
Der Magen selbst reagiert ebenfalls ausgesprochen sensibel auf festliche Übertreibungen. Eine gereizte Schleimhaut ist an diesen Tagen wirklich keine Seltenheit. Zwischen Punsch, Kaffee und scharfen Gewürzen wundert es eigentlich kaum, dass eine Magenentzündung sich gelegentlich zu Wort meldet. Dabei würde eine einfache Suppe, ein wenig Ruhe und  schluckwarmes Wasser der Magenschleimhaut ausgesprochen gefallen. Aber zu Weihnachten möchte nun wirklich kaum jemand an Haferbrei denken.
Der Darm wiederum sehnt sich nach dem, was in vielen Festmenüs – ganz leise und unauffällig – fehlt: Ballaststoffe. Während Keksteller und Käseplatten in vollem Glanz erstrahlen, wird das Gemüse eher verschämt in die zweite Reihe geschoben. Die Folge ist oft Verstopfung – ein wenig glamouröses, aber dennoch äußerst verbreitetes Problem nach den Feiertagen. Ein Apfel hier, ein paar Nüsse dort, etwas Vollkorn und ein großzügiges Glas Wasser am Morgen würden bereits erstaunlich viel verändern. Doch diese guten Helfer haben gegen Vanillekipferl meistens einen ziemlich schweren Stand.

Und dann ist da noch die Bewegung – das unterschätzte, beinahe unscheinbare Heilmittel.
Während wir gemütlich auf dem Sofa liegen und alte Weihnachtsfilme schauen, verlangsamt sich der Darm, als hätte auch er sich eine kleine Auszeit genommen. Schon ein kurzer Spaziergang nach dem Essen bringt oft erstaunliche Erleichterung. Der Körper mag es einfach, wenn wir ihm ein bisschen Schwung gönnen, bevor wir wieder auf der Couch versinken.
So bleibt am Ende die Erkenntnis: Weihnachten ist ein Fest der Fülle – für Herz und Magen gleichermaßen. Mit kleinen, durchaus realistischen Kompromissen lässt sich aber beides wunderbar vereinbaren. Genuss ja, unbedingt – aber eben mit einem Schuss Achtsamkeit. Dann steht einem friedlichen Fest – ohne brennendes Brustbein und träge Verdauung – wirklich nichts mehr im Wege.

Kommentare