Neue Studie warnt: Schwere Kopfverletzungen nach E-Scooter-Unfällen

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E-Scooter-Unfälle führen häufig zu Verletzungen. Die meisten Betroffenen benötigen intensivmedizinische Versorgung.

Von Elaine Poet

Sie sind schnell, leise – und oft gefährlich: E-Scooter haben sich in vielen Städten als flexible Fortbewegungsmittel etabliert. Doch die Kehrseite der urbanen Mobilität zeigt eine aktuelle Studie der Klinik für Unfallchirurgie der Technischen Universität München, die Daten von mehr als 500 schwerverletzten E-Scooter-Fahrern aus dem TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) analysiert hat.

Besonders nachts und unter Alkohol

Zwischen 2020 und 2023 wurden insgesamt 538 E-Scooter-Fahrende mit schweren Verletzungen dokumentiert. Besonders auffällig: Über die Hälfte der Unfälle geschah nachts, fast ein Drittel der Betroffenen war alkoholisiert. Viele waren auf dem Heimweg vom Feiern – und unterschätzten die Geschwindigkeit ihrer Fahrzeuge. Mit bis zu 20 km/h kann ein Aufprall bereits lebensgefährlich sein.

Jung, männlich – und oft ungeschützt

Die verunfallten E-Scooter-Fahrer waren im Durchschnitt 44 Jahre alt, also rund zehn Jahre jünger als verunfallte Radfahrer. 78 Prozent waren Männer. In 83 Prozent der Fälle kam es zu schweren Kopf- oder Gesichtsverletzungen. Subarachnoidalblutungen, Schädelbasisfrakturen und Rippenserienbrüche standen ganz oben auf der Liste. Über 80 Prozent mussten intensivmedizinisch behandelt werden, 26 Menschen starben an den Folgen ihrer Verletzungen – eine Mortalitätsrate, die mit jener bei Fahrrad- oder Motorradunfällen vergleichbar ist.

Der wichtigste Begleiter ist der Helm

Angesichts dieser Zahlen fordert die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. „Die schweren Schädel-Hirn-Traumata, die wir regelmäßig sehen, spiegeln sich nun auch in der Statistik wider“, sagt Prof. Dr. Ulrich Stöckle, Präsident der DGU. Der Helm sei der wichtigste Schutz – auch wenn keine gesetzliche Pflicht besteht.

„Ein Helm bleibt der wichtigste Schutz für den Kopf – aber auch andere einfache Maßnahmen erhöhen die Sicherheit: langsam fahren, nüchtern bleiben und nachts gut sichtbar sein“, ergänzt Dr. Christopher Spering, Präventionsexperte bei der DGOU. Die niedrige Zugangshürde widerspreche sich noch mit den nötigen Schutzmaßnahmen.

Forderungen: Aufklärung, Leihhelme, Alkoholkontrollen

Die Studienautoren fordern ein Bündel an Maßnahmen: Neben gezielter Aufklärung über das Risiko schwerer Kopfverletzungen empfehlen sie nächtliche Tempolimits, digitale Zugangshürden in Risikostunden und eine mögliche Helmpflicht. Auch Leihhelme könnten zur Verfügung gestellt werden.

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