Im Körper werden unter Stress verschiedene Abläufe ausgelöst, erklärt Rosalind Baynham von der Universität von Birmingham in der jetzt im Fachjournal Frontiers in Nutrition veröffentlichten Studie. "Herzfrequenz und Blutdruck steigen, die Blutgefäße erweitern sich und der Blutfluss zum Gehirn nimmt zu. Wir wissen auch, dass die Elastizität unserer Blutgefäße - ein Maß für die Gefäßfunktion - nach psychischem Stress abnimmt."
Anhand dieser Parameter untersuchte das Team, wie sich der Verzehr von fetthaltigen Lebensmitteln bei psychischem Stress auf die Funktion der Blutgefäße auswirkt. Das Ergebnis: Die Gefäßfunktion war um 1,74 Prozent verringert. Das Alarmierende daran: Frühere Studien haben gezeigt, dass eine Verringerung der Gefäßfunktion um 1 Prozent zu einem um 13 Prozent erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
"Wichtig ist, dass wir zeigen, dass diese Beeinträchtigung der Gefäßfunktion sogar noch länger anhielt, nachdem unsere Teilnehmer die Croissants gegessen hatten", erklärt die Forscherin. Die Wissenschaftler konnten auch noch bis zu 90 Minuten nach dem Stressereignis eine verringerte Arterienelastizität bei den Teilnehmern feststellen.
Ergebnisse sind auch für die Forscher "erstaunlich"
Für die Studie wurden gesunde 18- bis 30-Jährige untersucht. "Es ist erstaunlich, dass es einen so signifikanten Unterschied gibt, wie sich ihr Körper von Stress erholt, wenn sie fetthaltige Lebensmittel essen. Bei Menschen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, könnten die Auswirkungen noch gravierender sein. Die Ergebnisse sollten daher von Menschen in stressigen Berufen und jenen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ernst genommen werden.
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Gehirnleistung wird ebenfalls beeinflusst
Das Team fand auch heraus, dass der Verzehr von fettreichen Lebensmitteln die zerebrale Sauerstoffversorgung im präfrontalen Kortex abschwächte, mit einer geringeren Sauerstoffzufuhr (39 % weniger sauerstoffhaltiges Hämoglobin) während des Stresses im Vergleich zu Teilnehmern, die eine fettarme Mahlzeit zu sich genommen hatten.
Außerdem wirkte sich der Fettkonsum sowohl während als auch nach der Stresssituation negativ auf die Stimmung aus. Ebenso kann sich eine verringerte Sauerstoffzufuhr (ausgelöst durch fettreiche Speisen) zum Gehirn auf die Stimmung sowie die psychische Gesundheit auswirken - und die Betroffenen noch mehr unter Stress setzen.
Bestimmte Lebensmittel verhindern Beeinträchtigung komplett
Doch es gibt auch gute Nachrichten, wie weitere Untersuchungen der Forschenden der Universität Birmingham herausfanden. Diese haben gezeigt, dass durch den Verzehr von "gesünderen" Lebensmitteln diese Beeinträchtigung der Gefäßfunktion vollständig verhindert werden kann. Insbesondere solche, die reich an Polyphenolen sind, wie Kakao, Beeren, Trauben, Äpfel und anderes Obst und Gemüse,
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Dr. Catarina Rendeiro, Assistenzprofessorin für Ernährungswissenschaften an der Universität von Birmingham, betont die Bedeutung der Lebensmittelauswahl. "Unsere Studien zeigen, dass die Wahl der Lebensmittel in Stresssituationen die Auswirkungen von Stress auf unser Herz-Kreislauf-System verschlimmern oder davor schützen kann. Zu fettarmen Lebensmitteln greifen, könnte man also auch als eine Art von Selbsthilfe sehen. "Die Menschen versetzen sich damit selbst in die Lage, den Stress besser zu bewältigen."
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