Softdrinks erhöhen Depressions-Risiko – vor allem bei diesem Geschlecht

Menschen stoßen mit Gläsern an.
Bitterer Beigeschmack: Laut neuen Forschungen aus Deutschland können zuckrige Getränke auch auf die Stimmung schlagen. Insbesondere bei Frauen. Was steckt dahinter?

Sie kommen in knallfarbenen Verpackungen daher, sind in Supermärkten zuhauf verfügbar – und zuckersüß: Softdrinks sind bekanntermaßen alles andere als gesund. Konsumiert man sie häufig, kann das Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und mitunter Krebs begünstigen.

Immer öfter legen Studien negative Effekte auf die Psyche nahe. Bislang war weitgehend unklar, ob zwischen dem Trinken von Limonaden und beispielsweise dem Auftreten von Depressionen lediglich ein Zusammenhang besteht, oder ob der Konsum der psychischen Erkrankung tatsächlich Vorschub leistet – und welcher Mechanismus dafür verantwortlich ist.

Zuckerhaltige Getränke beeinflussen die Psyche wohl über den Darm

Forschende des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung analysierten nun Daten der "Marburg Affective Disorders Cohort Study", eine Langzeitstudie, die u. a. neurobiologische Grundlagen der Depression, untersucht.

Man analysierte Daten von knapp 1.000 Erwachsenen im Alter von 18 bis 65 Jahren, die zwischen 2014 und 2018 aus der Allgemeinbevölkerung und der Primärversorgung rekrutiert wurden. Die Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Softdrinks und sowohl der Diagnose einer Depression als auch der Schwere der Symptome. Bei Frauen war der Zusammenhang besonders ausgeprägt.

Die Analysen, die nun im Fachblatt JAMA Psychiatry veröffentlicht wurden, zeigten einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Softdrinks und sowohl der Diagnose einer Depression als auch der Schwere der Symptome. Bei Frauen war der Zusammenhang besonders ausgeprägt: Bei ihnen war ein hoher Konsum mit einer um 17 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für eine Depression und ausgeprägteren Beschwerden verbunden.

Veränderungen im Mikrobiom als Schlüsselfaktor 

Wie könnte dieser Effekt zustande kommen? Auch hierfür liefert die Studie eine mögliche Erklärung: Bei Frauen, die regelmäßig zuckerhaltige Softdrinks tranken, fanden die Fachleute eine deutlich erhöhte Anzahl von Bakterien der Gattung Eggerthella im Darm. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Eggerthella bei Menschen mit Depressionen häufiger vorkommt. Die aktuelle Studie liefere damit den ersten überzeugenden Beleg dafür, dass dieses Bakterium möglicherweise eine vermittelnde Rolle spielt – als biologische Verbindung zwischen dem Konsum von Softdrinks und der Entwicklung depressiver Symptome, heißt es. 

"Unsere Daten deuten darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Softdrinks und depressiven Symptomen durch den Einfluss des Mikrobioms zustande kommt", wird Studienleiterin Sharmili Edwin Thanarajah vom Universitätsklinikum Frankfurt und dem Kölner Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in einer Aussendung zitiert. 

Die Forschenden halten es für möglich, dass der in Softdrinks enthaltene Zucker, aber auch Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel und künstliche Süßstoffe entzündungsfördernde Bakterien im Darm nähren und die Bildung schützender kurzkettiger Fettsäuren hemmen. In Tierversuchen verstärkten solche Veränderungen Entzündungsprozesse im Nervensystem und depressives Verhalten.

Auffällig sei laut den Forschenden der geschlechtsspezifische Zusammenhang: Bei Männern, die regelmäßig Softdrinks konsumierten, fand man weder einen Anstieg von Eggerthella noch einen Zusammenhang mit depressiven Symptomen. Warum dieser Effekt nur bei Frauen auftritt, ist unklar. Hormonelle Unterschiede oder geschlechtsspezifische Reaktionen des Immunsystems können eine Rolle spielen.

Mikrobiom für Therapien anvisieren?

Die Ergebnisse würden auch neue Perspektiven für Behandlungsansätze eröffnen, erklärt die Forschungsgruppe. Mikrobiom-basierte Ansätze – wie gezielte Ernährungstherapien oder Behandlungen mit speziellen Bakterienkulturen (Probiotika) – könnten in Zukunft dazu beitragen, depressive Symptome wirksam zu lindern.

Der Einfluss der Ernährung auf die psychische Gesundheit sollte schon jetzt stärker in Aufklärungskampagnen, Versorgungskonzepten und Präventionsprogrammen berücksichtigt werden.

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