Scrollen statt Stuhlgang: Warum das Handy auf dem Klo riskant sein kann

Junge blonde Frau mit langen Haaren sitzt mit dem Handy auf der Toilette
Viele Menschen greifen auf dem stillen Örtchen zum Handy – zum Lesen oder Chatten. Eine US-Studie deutet nun darauf hin, dass die verlängerte Sitzzeit die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen könnte.

Immer mehr Menschen verbringen ihre Zeit auf der Toilette nicht nur mit dem Nötigsten, sondern auch mit dem Smartphone. Laut einer Umfrage des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa greifen 54 Prozent der Erwachsenen in Deutschland zum Handy, während sie auf der Toilette sitzen. 

Besonders ausgeprägt ist das Verhalten bei den 25- bis 34-Jährigen: Über 80 Prozent nutzen das Örtchen als digitale Rückzugszone. Männer sind dabei mit 58 Prozent etwas häufiger online als Frauen mit 49 Prozent.

Gesurft wird in sozialen Netzwerken, gespielt oder geflirtet – und das oft länger als beabsichtigt. Fast die Hälfte der Befragten gab an, überrascht gewesen zu sein, wie schnell die Zeit dabei verfliegt.

Kritisch für die Gefäße

Mediziner sehen den Trend kritisch: Längeres Sitzen auf der Toilette könne durch den erhöhten Druck auf die Gefäße im Analbereich die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen.

Eine US-amerikanische Forschungsgruppe hat diesen bislang wenig beachteten Risikofaktor nun genauer untersucht. Für ihre Querschnittsstudie befragte das Team 125 Erwachsene, die sich einer Vorsorgekoloskopie unterzogen, auch zu ihren Gewohnheiten im Badezimmer.

Das Ergebnis: Zwei Drittel der Teilnehmenden gaben an, ihr Smartphone mit auf die Toilette zu nehmen. Diese Gruppe war im Durchschnitt jünger als jene, die ohne Handy auskam (55,4 vs. 62,1 Jahre). Endoskopisch bestätigte Hämorrhoiden fanden sich bei 43 Prozent aller Untersuchten.

Eine statistische Auswertung zeigte einen klaren Zusammenhang: Wer auf der Toilette zum Handy griff, hatte ein um 46 Prozent höheres Risiko für Hämorrhoiden – auch nachdem Faktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Bewegung, Ernährung und Pressverhalten berücksichtigt wurden. Insgesamt litten 50,6 Prozent der Smartphone-Nutzenden an Hämorrhoiden, bei den Nichtnutzenden waren es 38,1 Prozent.

Nachrichten und Social Media

Beliebteste Aktivitäten auf dem Klo waren laut der US-Studie das Lesen von Nachrichten (54,3 Prozent) und das Scrollen in sozialen Netzwerken (44,4 Prozent). Zudem saßen Handy-Nutzende im Schnitt deutlich länger: 37 Prozent gaben an, mehr als fünf Minuten pro Toilettengang zu verbringen. Unter den Nichtnutzenden lag dieser Anteil bei nur 7,1 Prozent.

Auch ein geschlechtsspezifischer Unterschied deutete sich an: Männer verbrachten häufiger sechs Minuten oder länger auf der Toilette. Ob dieser Unterschied tatsächlich relevant ist, müsse allerdings in weiteren Studien geklärt werden.

Die Forschenden gehen davon aus, dass nicht das Pressen beim Stuhlgang, sondern vor allem das lange Sitzen ohne Unterstützung des Beckenbodens der entscheidende mechanische Faktor sein könnte. Anders als beim Toilettengang wird der Beckenboden beim Sitzen auf Stuhl oder Sofa – sei es im Büro oder in der Freizeit – in der Regel abgestützt, heißt es in der Studie.

Allerdings hat sie auch Schwächen. Die Diagnose von Hämorrhoiden war nur eingeschränkt möglich, andere Einflussfaktoren wurden nicht umfassend berücksichtigt. Zudem entstehen vergrößerte Hämorrhoiden über längere Zeiträume hinweg – dafür wäre eine Langzeitstudie nötig, keine Momentaufnahme. Entsprechend bleibt der Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung auf der Toilette und Hämorrhoiden weiterhin spekulativ.

Und wie ist es um die Hygiene bestellt?

Hämorrhoiden sind das eine – doch viele dürften beim Thema Handy auf der Toilette vor allem an Hygiene denken. Laut der YouGov-Umfrage reinigen nur 39 Prozent der Befragten ihr Smartphone nach dem Toilettengang, Frauen etwas häufiger als Männer (44 zu 33 Prozent). 

Dabei gilt: So wie die Hände sollte auch das Handy gesäubert werden, etwa mit einem alkoholhaltigen Reinigungstuch. Zwar sind Smartphones kein idealer Nährboden für Keime, doch vermehrungsfähige Fäkalbakterien können sich trotzdem festsetzen. 

Wer das Badezimmer gerne als Rückzugsort nutzt, kann auf dem geschlossenen Toilettendeckel sitzen – und das Display ohne Bedenken durchscrollen.

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