5.000 Schritte täglich können Alzheimer verlangsamen
Spazierengehen im Alter kann Demenz im Frühstadium verlangsamen, wie eine Studie zeigt.
Körperliche Aktivität steht in Zusammenhang mit einem langsameren kognitiven Abbau bei präklinischem Alzheimer, ein sehr frühes Stadium der Erkrankung, in dem bereits krankhafte Veränderungen im Gehirn auftreten, jedoch noch keine äußerlich erkennbaren Symptome wie Gedächtnisverlust bestehen.
Das zeigt eine Beobachtungsstudie, die im Fachjournal Nature Medicine veröffentlicht wurde. Laut den Ergebnissen können bereits 3.000 Schritte pro Tag dazu beitragen, dass sich die schädlichen Tau-Proteinklumpen im Gehirn langsamer ansammeln. Bei 5.000 bis 7.500 Schritten stellten die Forschenden einen noch deutlicheren Effekt fest.
Körperliche Aktivität als Schutzfaktor
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Erkrankung sind bislang nicht vollständig geklärt. Es existieren jedoch beeinflussbare Risikofaktoren wie Diabetes, Schlafstörungen oder Depressionen, deren Vermeidung vorbeugend wirken kann – dazu zählt auch regelmäßige körperliche Aktivität. Insgesamt nennt die Lancet-Kommission 14 solcher Risikofaktoren. Der bei Alzheimer auftretende kognitive Abbau entsteht dadurch, dass Nervenzellen allmählich absterben. Eine Rolle spielt dabei die Ansammlung von Proteinklumpen – außerhalb der Zellen in Form von Beta-Amyloid-Plaques und innerhalb der Zellen durch sogenannte Tau-Fibrillen.
Die aktuelle Untersuchung ist Teil der Harvard Aging Brain Study (HABS) und analysiert, wie körperliche Aktivität mit dem Fortschreiten der Erkrankung zusammenhängt. Dabei wurden sowohl kognitive Fähigkeiten als auch die Bildung von Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen erfasst. Das Forschungsteam untersuchte 296 ältere Erwachsene über einen Zeitraum von bis zu 14 Jahren. Unter ihnen befanden sich 88 Personen mit präklinischer Alzheimer-Demenz: Sie zeigten keine Symptome, wiesen aber bereits eine erhöhte Beta-Amyloid-Belastung auf.
Bei körperlich Aktiven verlief der kognitive Abbau langsamer
Zu Beginn der Studie wurde mithilfe eines Schrittzählers sieben Tage lang die tägliche Schrittzahl erfasst, anhand der die Teilnehmenden in vier Aktivitätsgruppen eingeteilt wurden. Eine langfristige Messung der körperlichen Aktivität erfolgte nicht. Jährlich führten die Forschenden kognitive Tests durch und bestimmten mithilfe der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) die Beta-Amyloid- und Tau-Ablagerungen – zu Beginn sowie nach drei, fünf, acht und elf Jahren.
Die Ergebnisse zeigen: Bei körperlich aktiven Personen mit präklinischem Alzheimer verlief der kognitive Abbau langsamer, und es kam zu einer geringeren Tau-Akkumulation als bei inaktiven Teilnehmenden. Schon 3.000 Schritte täglich machten einen messbaren Unterschied. Ab etwa 7.500 Schritten pro Tag zeigte sich ein Plateau-Effekt, was darauf hinweist, dass zusätzliche Aktivität keine weiteren positiven Auswirkungen bringt. „Der Bereich von rund 5.000 bis 7.500 Schritten gilt als erreichbar und steht in zahlreichen Studien mit günstigeren Verläufen in Zusammenhang; wer mehr schafft, profitiert ebenfalls. Ein Orientierungswert von etwa 5.000 bis 7.500 Schritten pro Tag für zuvor inaktive Ältere ist realistisch und gut vermittelbar – als pragmatische Richtschnur, nicht als individuelle Verordnung“, wird dazu Rieke Trumpf von der Deutschen Sporthochschule Köln in einer Aussendung zitiert. Regelmäßige Spaziergänge in leichter bis moderater Intensität, idealerweise eingebettet in den Alltag, etwa auf dem Weg zum Einkaufen, bei sozialen Verabredungen oder indem man die Treppe statt dem Lift nimmt.
Alltagstauglich sind regelmäßige Spaziergänge in leichter bis moderater Intensität – idealerweise eingebettet in den Alltag, etwa auf dem Weg zum Einkauf, bei sozialen Verabredungen oder indem man die Treppe statt des Aufzugs nimmt. Über Smartphone und tragbare Geräte wie Smartwatches oder Schrittzähler lassen sich die eigenen Schrittzahlen unkompliziert verfolgen und können gezielt und auch sukzessive erhöht werden. Entscheidend sei, den Alltag bewusst aktiv zu gestalten und mehr Schritte in Routinen einzubauen, so Trumpf.
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