Kampf gegen RSV: Was europäische Länder jetzt für Säuglinge tun
Da derzeit in mehreren europäischen Ländern vermehrt Infektionen mit RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) auftreten, veröffentlicht die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC dringende wissenschaftliche Empfehlungen für politische Entscheidungsträger und Gesundheitsbehörden. Ziel ist es, Säuglinge besser vor RSV zu schützen und den Einsatz von Impfmaßnahmen in der gesamten Region zu stärken.
Besonders in den kommenden Wochen und über den Winter sind Säuglinge unter sechs Monaten einem hohen Risiko für schwere Atemwegsinfektionen ausgesetzt. RSV zählt zu den häufigsten Erregern in dieser Altersgruppe und kann zu Komplikationen wie Bronchiolitis, Lungenentzündung oder Sepsis führen, die nicht selten eine stationäre oder intensivmedizinische Behandlung erfordern.
Mehr Bewusstsein als Grundlage für Prävention
„RSV kann bei Säuglingen, selbst bei gesunden, schwere Erkrankungen verursachen und hat erhebliche Auswirkungen auf deren Familien und das Gesundheitssystem“, erklärt Bruno Ciancio, Epidemiologe bei der ECDC. „Es ist unerlässlich, dass sich die Beschäftigten im Gesundheitswesen über die RSV-Epidemiologie in ihrer Region informieren und die nationalen Leitlinien zur RSV-Prävention bei ihren Patienten befolgen.“
Schätzungen zufolge müssen europaweit jährlich rund 250.000 Kinder unter fünf Jahren wegen einer RSV-Infektion ins Krankenhaus, viele davon bereits im Säuglingsalter. Aktuelle EU/EWR-Daten zeigen, dass im Winter 2024/25 etwa jedes zweite positiv auf RSV getestete Kind zwischen 0 und 4 Jahren alt war; zwölf Prozent benötigten Intensivpflege, ein Kind verstarb.
Seit 2022 stehen in der EU sichere und wirksame Präventionsmöglichkeiten zur Verfügung – darunter langwirksame monoklonale Antikörper für Neugeborene und Säuglinge sowie Impfstoffe für Schwangere, die ihre Kinder in den ersten Lebensmonaten schützen.
„Schwere RSV-Verläufe bei Säuglingen lassen sich durch die Impfung von Schwangeren oder durch die Immunisierung von Säuglingen nach der Geburt verhindern. Frühgeborene und Kinder mit chronischen Lungenerkrankungen sind besonders anfällig für schwere Krankheitsverläufe und sollten bei der Impfung priorisiert werden, wenn eine allgemeine Impfung nicht möglich ist“, so Ciancio.
Derzeit empfehlen 23 EU/EWR-Staaten den Einsatz langwirksamer monoklonaler Antikörper. 19 von ihnen haben entsprechende Programme für alle im Winter geborenen Babys oder gezielt für Hochrisikokinder eingeführt. Drei Länder (Polen, Rumänien, Slowenien) setzen ausschließlich auf die Impfung von Schwangeren, fünf weitere bieten diese zusätzlich als Alternative oder Ergänzung zu Antikörpern an.
In Österreich steht heuer erstmals über die gesamte Erkältungssaison von Oktober bis März für alle Säuglinge eine kostenlose Immunisierung gegen RSV zur Verfügung. Kinder, die während dieser Zeit auf die Welt kommen, erhalten die einmalige Spritze in der ersten Lebenswoche noch im Krankenhaus. Von April bis September geborene Kinder können zu Beginn der Saison immunisiert werden. Dies soll viele der bisher mehr als 1.000 Hospitalisierungen pro Jahr von Kindern mit RSV verhindern.
Um die Länder weiter zu unterstützen, sammelt und analysiert das ECDC fortlaufend Daten zu Wirksamkeit und Auswirkungen der RSV-Impfung und stärkt die bestehenden Überwachungs- und Impfprogramme innerhalb der EU.
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