Tiercoach: Was ein Röntgen bei Haustieren bringt
Experimente zur Leitfähigkeit von Gas brachten Wilhelm Conrad Röntgen am 8. November 1895 eher zufällig auf die Spur elektromagnetischer Strahlen oberhalb des violetten Lichts.
Kurz vor Weihnachten hatte der deutsche Physiker und spätere Nobelpreisträger seine Entdeckung so weit erforscht, dass er die Hand seiner Frau durchleuchten konnte: Nach 25 Minuten zeichneten sich die Knochen ihrer Finger und der Ehering auf der Fotoplatte deutlich ab. 130 Jahre danach ist das bildgebende Verfahren – freilich verbessert – längst auch in der Veterinärmedizin etabliert.
„Röntgenuntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wann das radiologische Hilfsmittel zum Einsatz kommt, und wo die Grenzen der X-Strahlen liegen.
„Sehen wir einen Patienten, überlegen wir, in welcher Reihenfolge Untersuchungen sinnvoll sind“, berichtet Reitl aus der Praxis. In Österreich verfügen nahezu alle Tierärzte über ein Röntgengerät; Hund, Katze & Co. können damit jederzeit durchleuchtet werden. Die Strahlen durchdringen das Gewebe und werden dabei je nach dessen Zusammensetzung unterschiedlich stark abgeschwächt.
Die Bilder verschaffen dem Experten einen guten Überblick über das Skelett, über Brüche oder Schwachstellen für die Zucht, sowie über die großen Körperhöhlen, darunter Brust- und Bauchorgane. Vor allem die Zustände von Rippen, Wirbelsäule und Rücken, aber auch Zahnwurzeln heben sich weiß auf Schwarz ab.
In Österreich werden Haustiere für ein Röntgen nicht automatisch sediert
„Anders als etwa in Schweden werden Hierzulande Röntgenbilder in der Regel ohne Sedierung der Vierbeiner angefertigt“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Da die extrem energiegeladenen X-Strahlen Zellen schädigen können, wird die Kontamination des Personals laufend kontrolliert.
„Für die Untersuchung von Weichteilen wie Harnblase oder Bauchspeicheldrüse ist Ultraschall die bessere Wahl“, sagt Reitl. Denn während Milz und Leber im Röntgen im selben Grau dargestellt sind, liefert die Sonografie klare Echtzeitbilder. Zudem können die nebenwirkungsfreien Wellen Bewegungen etwa im Darm sichtbar machen.
Hier wie da müssen Standardlagerungen eingehalten werden. Die Interpretation der hochwertigen Bilder verlangt eine einschlägige Schulung sowie ausreichend Erfahrung. Bei manchen Fragestellungen ist der Spezialist gefragt.
Auch CT-Bilder basiert auf Röntgenstrahlen
„Die Röntgentechnik ist zweifellos eine bahnbrechende Erfindung für die Befundung“, schließt der KURIER-Tiercoach. In ihrer Weiterentwicklung zur röntgenstrahlenbasierten Computertomografie ermöglicht sie, detaillierte Schnittbilder des Körpers zu erstellen.
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