Röntgen und CT: Keine Bleischürze mehr nötig

Patientinnen und Patienten müssen beim Röntgen keine Bleischürze mehr tragen.
Die Bleischürze hat ausgedient. Die schweren, sperrigen Umhänge werden schon seit August 2023 in der Fachwelt nicht mehr empfohlen. Das gilt für Spitäler ebenso wie für Röntgeninstitute. Unter Patientinnen und Patienten ist das kaum bekannt, viele fragen beim Röntgen nach der klassischen Schutzschürze, wie es vom Berufsfachverband für Radiologietechnologie Österreich (rtaustria) heißt. Nur beim Zahnarzt ist die Bleischürze nach wie vor vorgeschrieben. Der KURIER beantwortet, warum das so ist, sowie weitere Fragen zur Empfehlung.
Warum braucht es die Bleischürze beim Röntgen nicht mehr?
Einer der Gründe ist, dass es für die Untersuchungen durch moderne Geräte weniger Strahlung braucht als früher. Die Dosis, die man für ein Röntgenbild benötigt, ist mittlerweile deutlich geringer als die Dosis natürlicher Strahlung, der man innerhalb eines Jahres ausgesetzt ist. „Wir können die Strahlung genauer dosieren, dadurch wird die Strahlenbelastung pro Untersuchung für Patientinnen und Patienten weniger. Die zu untersuchenden Körperregionen können wir zudem optimal eingrenzen. Insgesamt sind die Untersuchungen jetzt noch genauer, sicherer und schneller“, sagt Sabine Weissensteiner, Präsidentin des Berufsfachverbands rtaustria.
Zusätzlich zu technologischem Fortschritt seien Maßnahmen, die durch Radiotechnologen getroffen werden, effektiver als die Schürze. „Durch Tätigkeiten wie das korrekte Positionieren des Patienten und die Optimierung der Dosis wird die Strahlenexposition um 30 Prozent reduziert. Zum Vergleich: Die Schürzte reduziert die Exposition um 1 Prozent.“
Fünf österreichische Fachgesellschaften für Strahlenschutz und Bildgebung sprachen sich auf Basis internationaler Studien und Entwicklungen bereits im August 2023 gegen die Bleischürze aus. Da dies wenig bekannt ist, startet der Verband rtaustria aktuell eine Kampagne mit Plakaten, Erklärvideo und weiteren Materialien, die darüber aufklären. Weissensteiner: „Ganz besonders wichtig ist uns natürlich im persönlichen Gespräch etwaige Ängste ernst zu nehmen und verständlich und umfassend aufzuklären.“
Strahlung
Für das Röntgen wird sogenannte ionisierende Strahlung verwendet, die auf das Erbgut wirken und dadurch eine schädliche Wirkung auf den Körper haben kann. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Krebserkrankung kommen, das Risiko dafür gilt durch eine Röntgenuntersuchung jedoch als nur minimal erhöht.
Vor einem Röntgen gilt es als Vorsichtsmaßnahme, die Risiken und den Nutzen der Untersuchung sorgfältig abzuwägen. Dazu zählt etwa, zu überprüfen, ob es eine Alternative zum Röntgen gibt, sowie die Dosis so gering wie möglich zu halten.
Millisievert
Das Maß für den Strahlenschutz hat die Einheit Sievert, die meist als Millisievert (mSv) angegeben wird. Die jährliche Dosis durch natürliche Strahlenquellen in Österreich liegt bei ca. 2,8 mSv pro Person und Jahr. Zum Vergleich: Die CT-Aufnahme des Kopfes hat eine Dosis von 1 bis 3 mSV, ein Panoramaröntgen beim Zahnarzt kommt auf ca. 0,04 mSV.
Brauchen Kinder die Bleischürze weiterhin?
Nein. Es muss jedoch besonders darauf geachtet werden, ob die Untersuchung tatsächlich notwendig ist sowie – sollte dies der Fall sein – dass die Geräteeinstellung korrekt ist. Kinder sind aufgrund des Wachstums empfindlicher gegenüber Strahlung. Auch für Kinder ist die Bleischürze für Röntgenuntersuchungen und Computertomographien aber nicht mehr notwendig – außer, wie für Erwachsene auch, beim Zahnarzt.
Warum ist die Schürze bei Zahnärzten weiterhin im Einsatz?
Dies hat laut Weissensteiner rechtliche Gründe. „In der medizinischen Strahlenschutzverordnung ist verankert, dass bei einem Zahnröntgen dem Patienten eine Bleischürze zu geben ist. Um das zu ändern, bräuchte es eine Gesetzesänderung. Für andere Untersuchungen ist die Bleischürze rechtlich nur dann notwendig, wenn es ,sinnvoll‘ ist“, betont Weissensteiner.
Was gilt für Menschen, die in der Radiologie arbeiten?
Radiologen, Röntgentechnologen sowie Röntgenassistenten tragen weiterhin Schutzkleidung, wozu auch die Bleischürze zählt. Sie sind im Vergleich zu Patientinnen und Patienten nicht nur kurz, sondern täglich der Strahlung ausgesetzt und brauchen daher mehr Schutz.
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