Hitzige Debatte: Brauchen Dreijährige wirklich Feuchtigkeitsmasken?
Trend: Laut britischen Dermatologen experimentieren Kinder immer öfter mit elterlichen Pflegeprodukten.
„Welches Kind auf dieser Welt braucht eine Feuchtigkeitsmaske?“, fragt Model und Moderatorin Lena Gercke empört in einem aktuellen Instagram-Video. Die 37jährige Deutsche kritisiert ein neues Beautyprodukt der kanadischen Schauspielerin und Influencerin Shay Mitchell. Unter dem Label „Rini“ – abgeleitet vom koreanischen Wort für „Kind“ – vertreibt Mitchell Gesichtsmasken für Kinder ab drei Jahren. Vitamin E und Aloe Vera sollen Feuchtigkeit spenden und die Haut der Kinder pflegen und „regenerieren“. Im Angebot sind derzeit eine Hydrogelmaske sowie Tuchmasken in drei niedlichen Tiermotiven – Panda, Hündchen und Einhorn – zum Preis von fünf bis sechs Euro. Weitere Produkte, darunter ein schäumendes Duschgel und eine Reparaturcreme für die Hautbarriere, seien laut Mitchell in Planung.
"Kinder brauchen das nicht"
Im Netz entzündet die Produktlinie, die sich klar an Kinder im Vorschulalter richtet, eine hitzige Debatte. „Wir Mütter gehen damit in die Verantwortung, dass unsere Kinder schon so früh an all diese Beautytools, an all diese Sachen gewöhnt werden. Wir gewöhnen die Haut der Kinder daran. Und Kinder brauchen das nicht“, sagte Gercke.
Nicht nur sie zeigt sich entsetzt. Auch in Mitchells Community mit rund 40 Millionen Followern auf Instagram und TikTok gehen die Wogen hoch. „Erklär‘ mir, warum Kleinkinder Gesichtsmasken und Hautpflege brauchen und vor dem Schminkspiegel sitzen sollten, um sich selbst anzuschauen? Sie sollten spielen, schmutzig werden und sich nicht kümmern, wie ihre Haut in diesem Alter aussieht“, schreibt etwa ein Fan. Auch Mitchells Argument, Kleinkinder „möchten ausprobieren, was ihre Mommy macht“, überzeugt viele nicht. Nur weil Kinder etwas wollen, hieße das nicht, „dass sie das sollten“, so der Tenor. Die Feuchtigkeitsmasken sind allerdings nur ein Teil eines größeren Trends: International entwickelt sich der Markt für Beauty-Produkte für Kinder seit Jahren nach oben.
Kinder haben häufiger trockene Haut
Der KURIER hat beim Wiener Hautarzt Günther Rainer nachgefragt: Brauchen Kleinkinder überhaupt eine Hautpflege? „Nein“, betont Rainer. Zwar hätten viele Kinder aufgrund genetischer oder anderer Faktoren trockene Haut. „Feuchtigkeitsmasken speziell für Kinder sind in diesem Alter aber absolut nicht notwendig. Schon so kleinen Kindern derartige Produkte aufzusetzen, ist aus meiner Sicht absurd“, so Rainer.
Kinder mit zu trockener Haut bräuchten zudem nicht nur Feuchtigkeit, sondern vor allem Fett, das über Cremes zugeführt werde. Ein zu geringer Fett- und Feuchtigkeitsgehalt entsteht, wenn der Wasserverlust durch die obere Hautschicht zu hoch ist. Dieser sogenannte transepidermale Wasserverlust zeigt, wie gut die Hautbarriere Feuchtigkeit halten kann. Hautfette - insbesondere Ceramide, Cholesterin und Fettsäuren – bilden dabei die schützende Barriere. Fehlen sie, verliert die Haut leichter Wasser. Ist der Lipidgehalt ausgeglichen, bleibt sie stabil, feucht und widerstandsfähig.
Rainer erklärt: „Über Cremes, die sowohl Fett als auch Wasser enthalten, kann man diesen Verlust von außen geringer halten. Feuchtigkeit alleine, also die Rehydration, reicht nicht aus, vielmehr geht es um die Rückfettung.“ Gerade im Herbst und Winter brauche es weniger Feuchtigkeit, dafür mehr Schutz durch Fette.
Gesichtsmasken für Kinder seien nicht notwendig, sagt Hautarzt Günther Rainer.
Trockene Haut
Ist bei Kindern sehr häufig und in den meisten Fällen harmlos, kann aber für die Kleinen unangenehm sein. Oft entsteht sie durch kalte, trockene Luft im Winter, stark beheizte Räume, häufiges oder zu heißes Baden oder durch die Verwendung ungeeigneter Pflegeprodukte. Manche Kinder haben genetisch bedingt eine empfindlichere Haut oder reagieren empfindlich auf Duftstoffe und andere Zusätze. Wenn zusätzlich Rötungen, stärkerer Juckreiz oder Ekzeme auftreten, kann auch eine atopische Dermatitis (Neurodermitis) dahinterstecken.
Behandlung
Damit trockene Haut sich bessert, hilft eine sanfte, tägliche Pflege mit rückfettenden Cremes oder Lotionen, die möglichst frei von Duftstoffen, Alkohol und Farbstoffen sind. Nach dem Baden – das idealerweise kurz und lauwarm sein sollte – sollte die Haut vorsichtig abgetupft und innerhalb weniger Minuten eingecremt werden, damit die Feuchtigkeit gespeichert wird. Auch Faktoren wie geeignete Kleidung aus Baumwolle und eine angenehme Luftfeuchtigkeit in Innenräumen können spürbar helfen.
Wann zum Arzt?
Ein Arztbesuch ist sinnvoll, wenn die Haut trotz Pflege nicht besser wird, wenn das Kind stark juckt, schlecht schläft oder wenn sich Rötungen, nässende Stellen oder ein Ekzem entwickeln. Auch bei Verdacht auf Allergien oder Neurodermitis ist eine medizinische Abklärung ratsam. Wenn du möchtest, kannst du mir das Alter des Kindes oder weitere Symptome nennen, und ich passe die Empfehlungen genauer an.
Ohne Hautprobleme keine Hautpflege notwendig
Feuchtigkeitsmasken für Kinder seien – je nach Inhaltsstoffen – zwar meist nicht schädlich. „Man führt die Kinder aber schon früh in eine Schönheitswelt ein. Ein Kind ohne Hautprobleme braucht aber keine Hautpflege. Zudem sind Feuchtigkeitsmasken nicht die beste Methode, um Kindern mit trockener Haut zu helfen“, so Hautarzt Günther Rainer.
Pflege sei vor allem dann notwendig, wenn Kinder viel Zeit im Wasser verbringen. „Je wärmer das Wasser, desto mehr werden Hautfette herausgewaschen und es braucht anschließendes Eincremen. Auch Überhygiene, etwa weil häufig Produkte wie Seifen verwendet werden, die für Kinder nicht geeignet sind, kann aus einer gesunden Haut trockene Haut machen.“ Eltern, die das Gefühl haben, dass die Haut ihres Kindes zu trocken ist, sollten daher zuerst den Haus- oder Hautarzt konsultieren – und nicht zu Kinder-Beautyprodukten greifen.
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