Tiercoach: So wird das Leid sterbenskranker Haustiere gelindert
Haustiere in modernen Gesellschaften haben gute Chancen auf ein hohes Alter. Doch auch sie entwickeln mit den Jahren Wehwehchen, nicht selten kommen chronische Krankheiten dazu. „Sterbebegleitung steht heute nicht mehr nur ganz am Schluss, sondern ist zu einem längeren Prozess geworden“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach greift im Vorfeld zu Allerseelen das Thema Palliativmedizin auf und erklärt, wie ein erlösendes Ende für unheilbare Patienten geplant werden kann.
„Es ist illusorisch, dass Katze, Hund und Co. ab einem gewissen Stadium völlig schmerzfrei gehalten werden können. Das gibt es auch in der Humanmedizin nicht“, sagt Reitl. Ziel müsse sein, den Patienten ein möglichst gutes Leben zu bieten – mit Appetit, Sozialkontakten und Kuscheln auf der Couch. Im seltensten Fall werden Vierbeiner heute z.B. nach einer Tumordiagnose – zu groß, zu aggressiv – sofort eingeschläfert.
Schmerzbehandlung verlängert das Leben kranker Hunde und Katzen
Viel häufiger kommt es durch die hohen Standards in der Veterinärmedizin zu einer frühen Diagnose, die rasch zu einer umfassenden Behandlung wie zu einer palliativen Betreuung führt. Das kann sich über Monate bis Jahre ziehen. Die Therapie wird dabei laufend angepasst; mit einem Medikament ist es nicht getan.
„Vor allem bei schweren Erkrankungen befürworten die allermeisten Tierärzte eine zweite und auch dritte Fachmeinung, wenn es dem Besitzer hilft, die Situation zu begreifen“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn.
Doch dann sollte die Entscheidung für einen Betreuer fallen, mit einem ständigen Wechsel sei niemandem geholfen. Nur wer Haustier und Halter gut kennt, kann die Bedürfnisse der Betroffenen einfüllen; in diesem Stadium kommt es auf Feinheiten an.
„Natürlich denkt keiner bei einem Welpen an den Tod, Besitzer wachsen auch in die Situation hinein“, sagt Reitl. Doch es ist wichtig, sich rechtzeitig Gedanken über die Euthanasie zu machen. Ein offenes Gespräch mit dem Tierarzt des Vertrauens hilft, den richtigen Zeitpunkt für den Abschied für immer festzulegen.
Sterbehilfe sollte nicht zu lange hinausgeschoben werden
So schwer die Entscheidung fällt, allzu langes Zuwarten kann unnötiges Leid verursachen. Der Patient soll keinesfalls in eine Krise geraten, weil die Niere ihre Funktion einstellt, weil der Tumor plötzlich platzt, weil die Herzinsuffizienz zum Ersticken führt. Der letzte gemeinsam Schritt soll nicht zwischen Tür und Angel erfolgen; Loslassen braucht Zeit.
„Die wenigsten Haustiere sterben heute eines natürlichen Todes“, sagt der KURIER-Tiercoach. Wird der Blick stumpf, verliert der Vierbeiner das Interesse am Alltag, sind alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft, sei die legale Befreiung vom Leid eine Gnade für den unheilbaren Patienten.
Kommentare