Norovirus: Impfung als Pille zeigt erste Erfolge

Eine Studie macht Hoffnung auf eine orale Impfung gegen das Norovirus
Noroviren sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Magen-Darm-Infektionen bekannt. Weltweit infizieren sich über 700 Millionen Menschen damit, 2023 wurden in Österreich 2.228 Norovirus-Infektionen gemeldet. Für viele verläuft die hochansteckende Magen-Darm-Erkrankung glimpflich – gefährlich kann sie jedoch für Kleinkinder, ältere Menschen und immungeschwächte Personen werden. Bisher gab es noch keinen wirksamen Impfstoff, neue Studien geben Anlass zur Hoffnung.
Impfung via Tablette
Das US-Forscherteam hat ein Vakzin namens VXA-G1.1-NN entwickelt, das oral als Tablette verabreicht wird und gezielt gegen den Norovirus-Genotyp GI.1 wirken soll – einen selteneren, aber bedeutenden Erregertyp.
In einer früheren Studie Phase-1-Studie war schließlich bereits aufgefallen, dass sich die Schleimhautimmunität nach einmaliger Einnahme nicht nur auf den Darm beschränkt, wo das Immunsystem den Impfstoff registriert. Auch im Speichel kam zu einem Anstieg der IgA-Antikörper. Die Schlussfolgerung: Wenn die Viren gleich in der Mundhöhle bekämpft würden, könnte dies die klinische Wirksamkeit verstärken. Ob VXA-G1.1-NN Ausbrüche verhindern kann, wurde bisher nicht untersucht.
Noroviren sind unbehüllte RNA-Viren und gehören zur Familie der Caliciviridae. Sie sind weltweit verbreitet und die häufigste Ursache von viralen Darminfektionen. Eine Ansteckung erfolgt über Stuhl oder Erbrochenes entweder direkt durch Kontakt von Mensch zu Mensch oder indirekt über verunreinigte Gegenstände und Lebensmittel. Für humanpathogene Noroviren ist der Mensch das einzig bekannte Reservoir. Norovirus-Erkrankungen treten gehäuft in den Wintermonaten auf.
Durch ihre hohe Stabilität in der Umwelt und der niedrigen Infektionsdosis kommt es vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Seniorenresidenzen immer wieder zu Norovirus-Ausbrüchen mit einer großen Anzahl an Erkrankten.
Positive Reaktionen
Der Hersteller hat zunächst die Immunität in der Hauptzielgruppe von Senioren in einer weiteren klinischen Phase-1b-Studie überprüft. Der Impfstoff wurde an 63 gesunden Freiwilligen im Alter zwischen 55 und 80 Jahren getestet, wobei die Probanden jeweils zwei Dosen im Abstand von 28 Tagen erhielten. Mit Blutproben und Abstrichen untersuchte man die Immunantwort der Teilnehmenden – und konnte dabei erste positive Reaktionen nachweisen.
Auch wenn sich der Impfstoff noch in der klinischen Erprobung befindet, lassen die bisherigen Ergebnisse, laut Forscher, auf einen wirksamen Schutz hoffen. Nicht nur, weil es sich um einen der wenigen oralen Impfstoffansätze handelt, sondern auch, weil es eine gezielte Immunisierung besonders gefährdeter Altersgruppen ermöglichen könnte.
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