Mehr Joghurt essen könnte Darmkrebsrisiko senken

Langfristiger, vermehrter Verzehr könnte das Darmmikrobiom verändern – die Forschung setzt nun weitere Untersuchungen an.
Joghurt ist reich an Bakterienstämmen. Bestimmte Joghurtarten, etwa griechisches Joghurt, enthalten zusätzlich zu herkömmlichen Joghurtkulturen spezielle Bifidobakterien. Sie zählen zu den probiotisch wirksamen Mikroorganismen, weil sie unerwünschte Darmbakterien und Krankheitserreger kontrollieren und für einen gesunden Darm sorgen können.
Immer wieder liefern Studien Hinweise, dass Joghurtkulturen das Risiko für Darmkrebs verringern könnten. Eine neue Studie der US-Klinik Mass General Brigham, einem Lehrkrankenhaus der renommierten Universität Harvard, legt nun nahe, dass der langfristige Konsum von Joghurt möglicherweise durch ein verändertes Darmmikrobiom vor Darmkrebs schützen könnte.
Zwei Portionen pro Woche
Anhand von Daten aus Studien, in denen in Summe mehr als 150.000 Teilnehmende über Jahrzehnte hinweg gescreent wurden, konnten die Forschenden beobachten, dass zwei oder mehr Portionen Joghurt pro Woche mit niedrigeren Erkrankungsraten einer bestimmten Darmkrebsart einherging.
Sie betonten, dass sie keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen langfristigem Joghurtverzehr und einer geringeren Gesamthäufigkeit von Darmkrebs feststellen konnten. Eine Vorliebe für Joghurt führte also nicht zu einem verringerten Darmkrebsrisiko allgemein. Wohl aber zu weniger Fällen von Dickdarmkrebs, der in der rechten Seite des Dickdarms auftritt und bei dem Bifidobakterien im Tumorgewebe nachweisbar waren: Personen, die zwei oder mehr Portionen Joghurt pro Woche aßen, wiesen eine um 20 Prozent niedrigere Erkrankungsrate auf.
Studien zufolge sind die Prognosen bei proximalem, also zur Körpermitte hin gelagertem, Dickdarmkrebs schlechter als bei anders gelagerten Dickdarmkrebsarten.
Häufigkeit
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Europa. Bei Männern liegt der Prostatakrebs vorne, bei Frauen Brustkrebs.
Symptome
Darmkrebs äußert sich oft erst spät in Form von Blut im Stuhl oder Bauchschmerzen. Vorsorge und Früherkennung sind daher wesentlich.
5.000 Personen sehen sich jährlich in Österreich mit der Diagnose Darmkrebs konfrontiert. Zwei Drittel betreffen den Dickdarm.
Verändertes Mikrobiom
"Unsere Studie liefert einzigartige Beweise für den potenziellen Nutzen von Joghurt", wird Studienautor Shuji Ogino, Leiter des Programms für molekulare pathologische Epidemiologie am Mass General Brigham, zitiert. "Es wird seit Langem angenommen, dass Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte für die Gesundheit des Magen-Darm-Trakts förderlich sind", so Mitautor Tomotaka Ugai von der Universität Harvard.
Die Studie geselle sich zu existierenden Befunden, die einen Zusammenhang zwischen Ernährung, Darmmikrobiom und Darmkrebsrisiko untermauern. Denkbar sei, dass der langfristige Verzehr von Joghurt das Risiko für proximalen Dickdarmkrebs verringert, indem er das Darmmikrobiom verändert. Für endgültige Schlüsse sei es aber zu früh, weitere Forschung sind nötig.
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