Nikotinpflaster als Hoffnungsträger bei Long Covid

Nikotinpflaster bei Long Covid
Forscher vermuten, dass Nikotin das Virus von den Rezeptoren verdrängen und die Signalübertragung normalisieren könnte. Erste Behandlungsversuche zeigen vielversprechende Ergebnisse.

Zusammenfassung

Wir nutzen künstliche Intelligenz, um Zusammenfassungen unserer Artikel zu erstellen. Jeder Text wird vor der Veröffentlichung von einem Redakteur geprüft.
  • Nikotinpflaster könnten die Symptome von Long Covid lindern, indem sie das virale Spike-Protein von Rezeptoren verdrängen.
  • Nikotin verbessert die Signalübertragung im Nervensystem und könnte Nervenzellen schützen.
  • Transdermales Nikotin gilt als sicher und könnte eine vielversprechende Behandlung für Long Covid darstellen.

Nach einer SARS-CoV-2-Infektion kämpfen viele Betroffene mit dem Post-Covid-19-Syndrom. Wie viele es in Österreich gibt, ist schwer abzuschätzen, Statistiken besagen jedoch, dass etwa zehn bis 20 Prozent der an Covid-19 erkrankten Personen auch an Long Covid leiden.

Diese Personen gelten zwar offiziell als genesen, kämpfen aber monate- oder jahrelang mit vielfältigen und lebenseinschränkenden Beschwerden wie Erschöpfung, Gedächtnisstörungen, Schmerzen oder Atemnot.

Nikotin löst Blockaden

Ein Forscherteam aus Leipzig testet nun eine neue Methode zur Behandlung von Long Covid: Patienten erhalten niedrig dosierte Nikotinpflaster. Die Idee dahinter: Nikotin könnte helfen, gestörte Signalwege im Nervensystem wiederherzustellen. 

Doch wie entsteht Long Covid eigentlich? Unser Nervensystem nutzt spezielle Rezeptoren, um Signale zwischen Zellen und Nerven zu übertragen – ein Prozess, der für viele Körperfunktionen notwendig ist. Eine zentrale Rolle spielen dabei die sogenannten nikotinischen Acetylcholinrezeptoren (nAChRs). Bei einer Covid-19-Infektion dringt das Virus in die Zellen ein, und sein Spike-Protein bindet sich an diese Rezeptoren. Dadurch werden sie blockiert und können keine normalen Signale mehr übertragen – die Folge sind typische Long-Covid-Beschwerden. 

Forscher aus München fanden bereits 2024 heraus, dass das Spike-Protein bis zu vier Jahre nach der Infektion in den Schichten des Gehirns, den Hirnhäuten und im Knochenmark des Schädels verbleiben kann.

Erfolgversprechend

Das Leipziger Forscherteam um den Arzt Marco Leitzke geht davon aus, dass Nikotin das Spike-Protein von den Rezeptoren verdrängen kann. Es bindet sich selbst an die Acetylcholinrezeptoren, erhöht deren Anzahl und Aktivität – und könnte so die Blockade aufheben. In einem bildgebenden Verfahren konnte Leitzke diesen Mechanismus nachweisen: Bei einer Patientin zeigte sich, dass Nikotin das Spike-Protein von den Rezeptoren verdrängt hatte. Die normale Signalübertragung im Nervensystem wurde wiederhergestellt.

Kaum Nebenwirkungen

Nikotin ist als Pflaster zur Raucherentwöhnung längst etabliert. In verschiedenen   klinischen Studien wurde es bereits zur Behandlung von neurologischen Erkrankungen sowie von Magen-Darm-Beschwerden getestet. In einer Untersuchung zu Parkinson-Patienten verbesserten sich unter Nikotinbehandlung sogar die motorischen Fähigkeiten.  Ein weiterer Vorteil des Pflasters: Es ist weder krebserregend noch macht es süchtig. Allerdings, so Leitzke, seien weitere Forschungen nötig, um die langfristigen Effekte besser zu verstehen. „Wir stehen zwar noch am Anfang, doch die bisherigen Ergebnisse machen Hoffnung auf eine wirksame Behandlung gegen Long Covid“, erklärt der Forscher. Die Studie wurde im Fachjournal Bioelectronic Medicine veröffentlicht.

Kommentare