Kurz zusammengefasst: Was SARS-CoV-2 speziell macht

Kurz zusammengefasst: Was SARS-CoV-2 speziell macht
"Corona-Viren gehören schon lange zum Menschen", sagt Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl. Sie erklärt, was die Wissenschaft über das Virus weiß - und was nicht.

Coronaviren gehören schon lange zum Menschen. SARS-Co-V-2 hat einen speziellen Ursprung und laut der Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien spezifische Charakteristika. Ob es sich in Zukunft um ein "Wintervirus" handeln wird, muss sich erst herausstellen.

"Schon 1974 ist beschrieben worden, wie sich Coronaviren verhalten", sagte die Expertin. Seit langem seien vier Typen, die beim Menschen vorkommen, bekannt. Die häufigsten humanpathogenen Coronaviren sind das Alphacoronavirus 229E und das Betacoronavirus OC43, die beide vor allem meist harmlos verlaufende Atemwegsinfektionen verursachen.

"Wir haben in den vergangenen zehn Jahren 135 Fälle diagnostiziert", sagte die Expertin bei der Ärztefortbildung "Giftiger Dienstag" online. Die positiven Befunde seien eigentlich generell selten, weil man auf Coronaviren bisher kaum getestet hätte. Man nehme an, dass es bei den "harmlosen" Varianten etwa alle zwei Jahre zu einer größeren Verbreitung komme: zwischen November und April. "Das ist ein Faktum, das uns etwas Hoffnung macht." SARS-CoV-2 könnte im günstigen Fall mit den wärmeren Temperaturen wieder seltener werden.

Kurz zusammengefasst: Was SARS-CoV-2 speziell macht

Sehr genau aufgeklärt ist der Stammbaum der Erreger von Covid-19. "Die Coronaviren wie SARS1 und SARS-CoV-2 sind genetisch zu 80 Prozent ident. Beide Viren sind jeweils näher mit Fledermausviren verwandt", sagte Puchhammer-Stöckl. Die Fledermäuse seien das wahrscheinlichste Reservoir, weil sie durch die Viren nicht krank werden.

Irgendwann gegen Ende vergangenen Jahres gab es dann einen Zwischenwirt, auf den SARS-CoV-2 zunächst übersprang. "Wahrscheinlich ist es das Pangolin (Schuppentier; Anm.). Und zwar mit einer Sicherheit von 99 Prozent", schilderte die Virologin. Weil die Tiere in China mit ehemals dramatischer Proteinknappheit und Hungersnöten schließlich in die traditionelle Küche Eingang fanden, wurden sie mittlerweile zur Delikatesse. "2,7 Millionen der vom Aussterben bedrohten Säugetiere werden jedes Jahr gewildert", erklärte die Expertin. SARS-CoV-2-Viren der Tiere seien eben zu 99 Prozent mit jenen, welche Covid-19 beim Menschen auslösen, ident.

Laut einer wissenschaftlichen Arbeit von Roujian Lu und Co-Autoren in der britischen Medizinfachzeitschrift "Lancet" (22. Februar), welche Puchhammer-Stöckl zitierte, und die auf der vollständigen Gensequenzierung der Erreger von acht der ersten Patienten in Wuhan beruhte, waren die bei ihnen festgestellten Covid-19-Erreger genetisch zu 99,98 Prozent ident. "Das sprach für ein kurz zurückliegendes Auftauchen beim Menschen", schrieben die chinesischen Wissenschafter. Gleichzeitig dürfte wahrscheinlich ein einziges Ereignis, das einen Menschen mit Pangolinen in Kontakt brachte, der Auslöser für die nunmehrige Pandemie gewesen sein.

"Aus heutiger Sicht beträgt die Inkubationszeit für SARS-CoV vier bis fünf Tage", sagte die Virologin. Eine eventuell schwere Lungensymptomatik entwickle sich zunächst oft schleichend. Am Ende der ersten Woche könne dann eine volle Pneumonie auftreten.

Freilich nach einem anfänglichen Anstieg der Viruslast gehe diese dann mit Entwicklung von Antikörpern gegen das Virus durch das Immunsystem wieder zurück. "Wir gehen davon aus, dass das zehn bis zwölf Tage nach der Infektion oder eine Woche nach dem RNA-Anstieg (Virusreplikation; Anm.) der Fall ist, sagte die Virologin.

Am Ende steht die schützende Immunantwort durch die Antikörper im Blut. "Wie lange man dann geschützt ist, ist nicht bekannt. Man geht aber von einem Schutz für einige Jahre aus", erklärte Puchhammer-Stöckl.

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