Was ist der Sinn der Kunst?
Hat Kunst einen Sinn? Ein übergeordnetes Ziel? Einst war sie Sprachrohr der Religion, Werkzeug der Macht, politisches Instrument. Im 19. Jahrhundert regte sich Widerstand: Künstlerinnen und Künstler proklamierten die Unabhängigkeit der Kunst – l'art pour l'art, Kunst um der Kunst willen.
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Kunst, so die Idee, braucht keine Legitimation durch Religion, Politik oder Moral. Sie genügt sich selbst. Aber macht sie das sinnlos? Der Komponist John Cage stellte sich diese Frage und gab eine paradoxe Antwort: Kunst ist sinnvolle Sinnlosigkeit – ein Akt der Gestaltung, aber ohne festgelegtes Ziel. Ihr Sinn entsteht nicht auf Geheiß, sondern im Erleben: in der Begegnung mit dem Publikum, im offenen Moment, in einer Welt, die sich unablässig verändert.
Zwischen bewusster Setzung und einem Wahrnehmungsprozess mit offenem Ausgang lässt sich wenig steuern, aber vieles erleben. Kunst verschiebt Perspektiven, weitet den Blick, macht hör- und sichtbar, was sonst im Halbdunkel bliebe. Sie kann irritieren oder berühren, Denken anstoßen oder zum Staunen bringen. So gibt es wohl nicht den Sinn der Kunst. Doch im kreativen Schaffen wie im Erleben entfaltet sich eine Vielzahl sinnvoller Erfahrungen. Vielleicht gerade, weil kein Ziel festgeschrieben ist.
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