Kleine Vorstudie: Wiener Anti-Covid-19-Mittel rettete vier Leben

Künstliche Beatmung unterstützt die Lung.
Vier von sechs schwerstkranken Patienten wurde mit dem Peptid FX06 erfolgreich behandelt. Es dichtet Lungengefäße ab und wirkt entzündungshemmend.

Peptide sind Moleküle, die aus Aminosäuren aufgebaut sind, die über Peptidbindungen miteinander verknüpft sind. Diese organischen Verbindungen werden zur Glättung von Falten eingesetzt, aber auch in der Therapie verschiedener Leiden. Jetzt wurde es für die individuelle Behandlung von Covid-19-Intensiv-Patienten eingesetzt - mit Erfolg, wie die Fachzeitschrift "Critical Care" in der Rubrik Peer Review berichtet.

Erprobt bei Ebola-Patienten

FX06 ist ein spezielles Peptid. Es wurde im Jahr 2000 an der Wiener Universitäts-Hautklinik identifiziert. Nun wurde es sechs schwerst erkrankten Covid-19-Patienten verabreicht. Es sollte "undicht" gewordene Kapillargefäße in der Lunge wieder "abdichten" und die beim akuten Lungenversagen auftretenden Ödeme bekämpfen. Ein stark antientzündlicher Effekt kommt offenbar hinzu. 2014 war die Substanz in Heilversuchen in Deutschland bei Ebola-Patienten verwendet worden.

Kleine Studie

Die Intensivmediziner an der Abteilung für Intensivmedizin der Universitätsklinik in Frankfurt am Main und jener an der Universitätsklinik Würzburg starteten im Juni die individuellen Heilversuche. Die sechs Covid-19-Patienten waren zwischen 52 und 78 Jahre alt, fünf waren Männer. Alle lagen auf Intensivstationen. Alle wurden künstlich beatmet. Sie wurden mit unterschiedlichen Maßnahmen medizinisch versorgt.

Guter Erfolg

Um die Lungenfunktion wieder zu verbessern und die Entzündungsreaktion zu dämpfen, erhielten die Patienten täglich zwischen 400 und 600 Milligramm FX06 per Infusion. Dies erfolgte über einen Zeitraum von drei bis sieben Tagen. "Insgesamt überlebten vier der sechs Patienten. Die beiden Verstorbenen erlagen einem Multi-Organversagen durch septischen Schock wahrscheinlich infolge einer anderen sekundär aufgetretenen bakteriellen Infektion", schrieben die Studienautoren Elisabeth Adam sowie Benedikt Schmid.

Klinische Überprüfung steht an

Im Mittel stieg der Grad der Sauerstoffversorgung über die Lunge nach Anwendung der Substanz bei den Behandelten auf etwa das Doppelte. Jetzt sollen klinische Studien in Frankreich folgen.

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