Wie Kaffee die Wirkung von Antibiotika beeinflusst und Resistenzen begünstigt

Kaffee beeinflusst die Wirkung von Antibiotika und begünstigt Resistenzen
Das Forschungsteam der Universitäten Tübingen und Würzburg untersuchte, wie alltägliche Substanzen, darunter auch Koffein, die Wirkung von Antibiotika auf Bakterien beeinflussen können. Im Mittelpunkt stand das Bakterium Escherichia coli (E. coli), das natürlicherweise im Darm von Mensch und Tier vorkommt. Während die meisten Stämme dieser Kolibakterien harmlos sind und eine wichtige Rolle bei der Verdauung spielen, können manche Krankheiten wie Durchfall oder Harnwegsinfektionen auslösen.
Koffein aktiviert bakterielle Schutzmechanismen
Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift PLOS Biology, zeigt, dass Koffein, wie es in Kaffee, Cola oder Energy Drinks enthalten ist, in E. coli eine Art Schutzmechanismus in der Bakterienzelle auslöst. Dieser Mechanismus führt dazu, dass Antibiotika schlechter wirken. Und das funktioniert so: In der Bakterienzelle gibt es Genregulatoren wie den sogenannten Rob-Protein-Komplex, der bestimmte Prozesse steuert. Koffein wiederum aktiviert den Genregulator Rob, der dann eine Kaskade von Reaktionen auslöst. Das führt dazu, dass Transportproteine verändert werden.
Ergebnis: Weniger Antibiotika gelangen in die Bakterienzelle, wodurch die Wirkung deutlich nachlässt. Koffeinhaltige Getränke können somit die Wirksamkeit von Antibiotika abschwächen, so die Schlussfolgerung der Forscher.
Subtile Effekte mit großer Wirkung auf Resistenzen
Besonders brisant: Auch wenn Koffein selbst keine klassische Antibiotikaresistenz auslöst, kann es die Empfindlichkeit der Bakterien gegenüber dem Medikament reduzieren. Dadurch steigt langfristig das Risiko, dass resistente Keime entstehen und sich verbreiten. Studienleiterin Dr. Ana Rita Brochado betont, dass solche subtilen Veränderungen durchaus zur Entwicklung und Verbreitung von Resistenzen beitragen können. Denn Bakterien reagieren dynamisch auf ihre Umwelt. Nicht nur genetische Resistenzfaktoren, sondern auch Umweltreize wie Nahrungsbestandteile können ihre Abwehrstrategien beeinflussen – ein bislang unterschätzter Aspekt in der Resistenzforschung.
Bemerkenswert ist zudem, dass dieser Effekt bei dem verwandten Bakterium Salmonella enterica nicht auftrat, obwohl es genetisch große Ähnlichkeit mit E. coli aufweist. Das zeigt: Selbst kleine Unterschiede im Bakterienstoffwechsel können entscheidend dafür sein, wie Mikroorganismen auf äußere Einflüsse reagieren.
Laut Forscher seien diese Erkenntnisse wichtig, weil sie das Verständnis von Antibiotikaresistenzen erweitern. Sie zeigen, dass nicht nur Gene, sondern auch alltägliche Umweltfaktoren eine bedeutende Rolle spielen können. Für die medizinische Praxis bedeutet das: Auch Ernährungsempfehlungen während der Einnahme von Antibiotika sollten künftig genauer betrachtet werden.
Fazit der Forscher: Wer auf Nummer sicher gehen will, verzichtet während einer Antibiotikatherapie besser auf koffeinhaltige Getränke, auch wenn es schwerfällt.
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