Erfüllt leben: Ist ein Leben als Single weniger sinnvoll?

Viele sehnen sich nach der großen Liebe – und fühlen sich als Single unvollständig. Es lohnt sich zu fragen: Was fehlt mir wirklich? Und was kann Zugehörigkeit jenseits der klassischen Partnerschaft bedeuten?
Was kann man tun?
Früher war alles einfacher – könnte man meinen. Man war Teil einer Großfamilie, einer Dorfgemeinschaft, einer größeren Ordnung. Eingebunden in soziale Zusammenhänge ebenso wie in die Zyklen der Natur. Mit der technischen Entwicklung wurden wir immer unabhängiger von unserer Umgebung. Unsere Wahlmöglichkeiten erweiterten sich. Wir zogen an andere Orte, wurden zunehmend individueller. Die Industrialisierung schenkte uns Freiheit – und nahm uns Zugehörigkeit. Das Bedürfnis danach ist geblieben. Inzwischen projizieren wir es vornehmlich auf die eine, ganz besondere Beziehung: die romantische Partnerschaft. An sie knüpfen wir hohe Erwartungen. Da soll es diesen einen Menschen geben, der immer für uns da ist. Für große Gefühle sorgt. Uns unterstützt, zum Lachen bringt, unsere Sorgen mitträgt und keine Socken herumliegen lässt.
Auch gesellschaftlich gilt die Paarbeziehung als Norm: Bei Veranstaltungen wird „mit Anhang“ eingeladen, Versicherungen bieten Partnertarife, Filme inszenieren die Liebesbeziehung als ultimatives Lebensziel. Kein Wunder, dass sich Singles oft als defizitär erleben. In Österreich leben 28 Prozent der Erwachsenen allein. Während die eine Hälfte das okay findet, wünscht sich die andere Hälfte eine Beziehung, so eine Parship-Studie von 2025.
Kurier Abonnenten erhalten 30 Prozent Rabatt auf das Sinnmacher-Abo!
So geht´s:
- Sinnmacher-App im App Store oder Google Play downloaden (QR-Code), über sinnmacher.eu gelangen Sie zu den App-Stores
- kostenloses Profil erstellen
- im Dashboard auf „Profil“ > Abos > bei „Gutscheincode“ KURIER30 (Jahresabo) oder KURIER30m (Monatsabo) eingeben
Besonders groß ist das Bedürfnis bei jüngeren Singles: 68 Prozent der 18- bis 39-Jährigen sehnen sich nach Zweisamkeit. Single-Männer verspüren den Wunsch mit 62 Prozent stärker als Frauen (40 Prozent). Die Sehnsucht nach Liebe ist überlagert von Bildern: von Filmen, Serien und den vielen potenziellen Partnerinnen und Partnern in Dating-Apps. Diese angebliche Verfügbarkeit überfordert uns zusätzlich. Eine Studie der Universität Wien zeigt: Mit der Auswahlmöglichkeit steigt unsere Angst davor, Single zu sein. Je mehr Optionen wir (angeblich) haben, desto überforderter sind wir, und das Selbstwertgefühl sinkt.
Liebe ist etwas Schönes, keine Frage. Wer sie vermisst, kann davon profitieren, dieses Sehnen näher zu ergründen: Ist es mir wirklich wichtig, mein Leben momentan mit einem anderen Menschen zu teilen? Oder möchte ich dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen, Erwartungen erfüllen – die meiner Eltern, meiner Freunde, meiner
Vorstellung vom „richtigen Leben“?
Weitere Fragen schießen sich an: Was suche ich eigentlich, wenn ich mich nach einer Partnerschaft sehne? Was genau vermisse ich? Was bedeutet Partnerschaft für mich, was Liebe? Geht es primär darum, dass ich das Alleinsein nicht ertrage? Bin ich mir selbst keine gute Gesellschaft? Warum nicht? Mich selbst besser kennenzulernen, eine gute Beziehung zu mir aufzubauen ist eine wichtige Grundlage dafür, auch andere Beziehungen gut zu gestalten.
Oder geht es mir um anderes: um gemeinschaftliche Aktivitäten, Genuss oder das Gefühl von Zugehörigkeit zu etwas, das mehr ist als ich selbst? Je mehr Klarheit hier
besteht, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich. Freundschaften, familiäre Beziehungen, ein freiwilliges Engagement, gemeinsames Sporteln, in Beziehung sein mit der Natur – all das sind Formen der Zugehörigkeit. Sie können uns neu im Leben verankern, und die Erwartungen anderer an uns in ihre Schranken verweisen.
Kommentare